Mit meiner Methode «Crossfit Ideas Toolkit» versuchen wir, die entsprechenden Anspruchsgruppen an den Tisch zu holen, um zusammen zu erarbeiten, wer unsere Zielgruppen genau sind und was deren Bedürfnisse ausmachen. In einem Workshop versuchen wir, uns gemeinsam in mögliche Nutzer*innen hineinzuversetzen. Als Nutzer*innen sind nicht nur externe Endkonsumierende gemeint, sondern auch Intern, zu Beispiel Aussendienstler*innen und Verkaufsleute, die mit den Unterlagen an der Front arbeiten.
Wie schaffen wir es, durch Teamarbeit, spielerisch, gemeinsam und systematisch, kreative und innovative Lösungen zu erarbeiten und so Ideen, Produkte und Projektoutputs zu generieren und nutzbar zu machen?
MOTOREX ist eine Schweizer Traditionsmarke, die über 3000 Schmierstoffe auf dem Platz Langenthal herstellt. Die Geschäftsfelder reichen von Bau, Forst, Landwirtschaft, Auto, 2Rad, bis hin zu Industrieschmierstoffen im Hightech-Bereich.
Die Verkaufsunterlagen, respektive Produktbroschüren sind für eine Neuauflage überfällig. Die Ausgangslage ist komplex, viele Geschäftsfelder mit unterschiedlichen Ansprüchen, Mehrsprachigkeit, unterschiedliche Anwendungsgebiete von B2B und B2C, unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche prägen die Situation.
Set up
Ein Workshop wird geplant, in dem verschiedene Anspruchsgruppen vertreten sind. Das sind Verkaufsleiter*innen, Gebietsleiter*innen, Produktmanager*innen, Marketingleiter*innen und Digital Marketing Spezialisten und Spezialistinnen. Nicht anwesend sind Endkonsumierende. Die Erarbeitung der Bedürfnisse der Zielgruppen basiert auf Annahmen, sogenannte Pre-Personas sollen erstellt werden. Wichtig ist aber vor allem auch, dass die unterschiedlichen internen Anspruchsgruppen einen Austausch finden und ihre Ansichten platzieren können. Dem zusammengestellten Team im Workshop wird die Thematik von Design Thinking, Double Diamond und Persona rudimentär erklärt. Designprozesse und Methoden sind dem Team in dieser Art neu.
15 Personen arbeiten in 3 Gruppen an je einem Tisch. Dem*der Facilitator*in helfen ein Zweierteam einer externen Agentur. Der Workshop ist für einen halben Tag angesetzt. Der Workshop findet nicht in der Unternehmung, sondern extern in geeigneten Räumen eines Kulturhauses statt.
Warm up
Damit die Gruppe warm wird, mögliches Hierarchiedenken verschwindet und sich jede*r einmal in die Augen geschaut hat, inszenierte man die Methode Portrait-Skizze. Dazu sitzt die Hälfte der Teilnehmenden auf Stühlen im Kreis und die andere Hälfte der Teilnehmenden stellen sich vor die Sitzenden. Die Sitzenden halten einen Block vor sich und die Stehenden sind mit je einem farbigen Filzstift bewaffnet. Im 10-Sekunden-Takt geht es nun reihum, um ein Teil des Gesichts des Sitzenden auf Papier zu bringen. Es entstehen lustige und teils erstaunlich getroffene Portraits und vor allem, eine gelockerte Stimmung und Gelächter.
Zusätzlich verortet sich jeder der Gruppe mit Dots auf einem Achsen-Chart zu den jetzigen Verkaufsunterlagen über die technisch-inhaltliche und die visuelle Qualität.
Workout
Persona bauen// Für den Hauptteil des Workshops wurde die Methode «Storytelling Cube» adaptiert. Dies ist eine sehr zugängliche Methode und bietet allen auf spielerische Weise die Möglichkeit, die Perspektive zu wechseln. Dabei erarbeiten die Teilnehmenden mittels eines vorgegebenen Fragebogens einen Kartonwürfel mit beklebten Post-Its. Auf den Post-Its ist die Zielgruppenperson auf demografische Informationen, Verhalten, Bedürfnisse, Ziele, Aspekte in Bezug auf das Produkt, zu beschreiben. Alles, was helfen soll, die Nutzungsgruppe und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Damit sie die Persona nicht zeichnen müssen, stehen ihnen bedruckte Bierdeckel mit Illustrationen möglicher Zielgruppen-Charakteren zur Verfügung.
(Dauer: 20 Minuten)
Erzählen, Zuhören// Nun erzählen sich die Teilnehmenden gegenseitig in der Perspektive der erstellten Persona je 3 Minuten lang wer die Zielperson ist. Pro Gruppe steht je einer der 3 Facilitator*innen zur Verfügung, diese*r notiert alles Gesagte. Dauer, pro Teilnehmer*in 3 Minuten.
Aufschreiben, Clustern// Aus den Notizen werden die aussagekräftigsten Aussagen in Form von Schlagworten auf Post-Its notiert und auf ein Flipchart geklebt. Die vielen Post-Its werden danach geclustert und synthetisiert damit Zusammenhänge und Muster erkennt und Rückschlüsse gezogen werden können. Jede Gruppe stellt die Ergebnisse den anderen Gruppen vor.
(Dauer: 25 Minuten)
Cool down
Sortieren/Einordnen// Nach der MoSCoW Methode werden alle Ergebnisse der 3 Flipcharts Sortiert und eingeordnet. Das heisst nach Must, Should, Could und Won’t Aspekten auf eine grosse Tafel geklebt. Damit wurde nochmals eingekocht was die wichtigsten zu berücksichtigen Aspekte für den Release der Verkaufsunterlagen sind.
Feedback// Mit der ROTI Methode (Return on time investment) konnte jede*r Teilnehmende mit Dots sein Feedback über den Workshop abgeben.
Mit diesem Vorgehen nach der Methode des «Crossfit Ideas Toolkit» haben wir binnen 2.5 Stunden viele Impulse einbringen und verarbeiten können. Der Prozess involviert nicht nur alle Teilnehmenden gleichermassen, sondern veranschaulicht ergebnisorientiert, was man erarbeitet hat und schafft Übersicht. Mit dieser kollaborativen Zusammenarbeit können Ideen entstehen, die realistisch Anwendung und Akzeptanz finden. Die Methode fördert den Teamspirit und findet hoffentlich noch öfters Anwendung in anderen Projekten.