Vom Design über die Entwicklung und Beschaffung, der Weg von der Fabrik über Shops bis in einen Kleiderschrank und hoffentlich der Weg zurück zu einem neuen Rohstoff und neuen Produkten - an der Wertschöpfungskette eines Kleidungsstücks sind global verschiedenste Akteure und Akteurinnen, Partner*innen und Interessen beteiligt. Wie können die diversen Stakeholder, (Mega-)Trends und speziell auch die Community im Product Briefing abgebildet werden? Für Fashion Labels ist die interaktive, direkte und persönliche Beziehung zu ihrer Community absolut erfolgskritisch.
Je klarer das erste Briefing für Designer*innen, Produzierende und weitere Auftragnehmer*innen, desto grösser ist die Chance auf Erfolg. Unklarheiten am Anfang ziehen sich durch bis zum Schluss. Was nicht explizit festgehalten wird, geht im monatelangen Prozess vergessen. Mittels Community-Centered Briefing Canvas soll ein ganzheitlicher, teamübergreifender, verbindlicher Referenzpunkt geschaffen werden, an dem sich alle weiteren Handlungen ausrichten.
Wie kann in kurzer Zeit ein klares, verbindliches Briefing für Designer*innen, Produzierende und weitere Auftragnehmer*innen erstellt werden?
Als nachhaltiges Startup Label stehen wir vor der Herausforderung, eine zusätzliche Basic Underwear Linie (Women) zu entwickeln. Verschiedenste limitierende Faktoren und Chancen gilt es zu erkennen, zu strukturieren und zueinander in Beziehung zu setzen, um daraus ein verbindliches Briefing ableiten zu können. Im Rahmen eines Workshops mit vier Personen (Product Manager = Moderator, Marketing, Sales und Digitalisierung/Supply Chain Verantwortliche) wird der Community-Centered Briefing Canvas erstmals getestet und erarbeitet.
DATENERHEBUNG
Die Community verstehen - qualitative Feedbacks als Inspiration
Als Vorbereitung und Ausgangslage des Workshops wird vom*von der Moderator*in als Inspirationsquelle bei 18 Mitgliedern aus der Community eine qualitative, spielerische Umfrage mittels WhatsApp durchgeführt (Versand/Rückmeldung = 21/18). Die Ergebnisse sind zentraler Bestandteil des Community-Centered Briefing Canvas.
METHODENENTWICKLUNG
Fragen-Set und Canvas
Es besteht die Herausforderung, ein geeignetes Fragen-Set zu entwickeln, welches inhaltlich mit einzelnen Themenfeldern des Community-Centered Briefing Canvas in Beziehung stehen. Dazu wird ein erster Entwurf des Canvas als Ausgangslage erstellt. Nach einem Fragen-Brainstorming werden zehn Fragen für einen ersten Test ausgewählt. Die moderierende Person tritt mit einzelnen bereits bestehenden und potentiellen Mitgliedern der Community in Kontakt und testet die Fragen an vier Testpersonen. Aufgrund der Feedbacks werden die Fragen angepasst und auf acht gekürzt. Auch der Canvas wird nochmals angepasst.
WORKSHOP
Project Team Alignment - ein strukturiertes, verbindliches Briefing als Ziel
Vorbereitung:
Vorgängig sortiert, gruppiert und strukturiert der*die Moderator*in die Textanworten und Bilder und bereitet diese für den Workshop auf einem Board auf. Das Community-Centered Briefing Canvas Template wird grossformating auf Papier gezeichnet und im Meeting-Raum aufgehängt.
Durchführung:
Die moderierende Person führt die Workshop-Teilnehmenden kurz in den Briefing Canvas ein. Wichtig ist dabei der empfohlene Bearbeitungsablauf des Canvas, die bestehenden Wechselwirkungen sowie die zentrale Rolle der Community Feedbacks. Diese werden nun aufgrund des aufbereiteten Boards von den Teilnehmenden aggregiert und mittels Post-It-Notizen in den Canvas übertragen. Nach und nach wird der Canvas ausgefüllt, Herausforderungen diskutiert und Themenfelder in Beziehung gesetzt.
Innerhalb von dreieinhalb Stunden war es möglich, dass sich alle beteiligten Personen aus den verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichen Sichtweisen auf ein konkretes Product Briefing einigen konnten. Dank ihrer Zentrumslage im Canvas war die Community in allen Diskussionen stets präsent. Der ausgefüllte Canvas dient als Alignment-Papier, auf das sich auch in einigen Monaten jeder beziehen kann. Diskussionen wie «Du hattest doch gesagt, dass...» sollten der Vergangenheit angehören. Es ist zu empfehlen, den Canvas nach einigen Wochen gemeinsam mit allen Workshop-Teilnehmenden zu überprüfen und bei neuen Erkenntnissen anzupassen.
Der Canvas bewegt sich auf übergeordneter Ebene. Spezifische Briefings wie beispielsweise für die konkrete Produktentwicklung (zum Beispiel Materialnummern, Verarbeitungsdetails) müssen daraus abgeleitet werden.