Für das Unternehmen Sedax gehört zur interdisziplinären Zusammenarbeit in der Produktentwicklung nicht nur ihre interne fachübergreifende Kompetenz im Engineering und Design, sondern auch das aktive Einbinden der jeweiligen Kundschaft dazu. Diese vorhandene Diversität an unterschiedlichen mentalen Modellen und Denkweisen, ist eine Chance für grosses Lernpotential in den Entwicklungsteams und letztlich in der ganzen Organisation.
Die Methode «Team Check-up» ist ein einfach nutzbares Werkzeug, um die Effektivität der Teamzusammenarbeit in einem Entwicklungsprozess zu fördern. Zugleich wird das dabei entstandene Wissen gesammelt, um es für andere Teams zugänglich zu machen, ganz im Sinn des Zitats von Arie de Geus «Die Fähigkeit, schneller zu lernen als die Konkurrenz, ist vielleicht der einzig wirkliche Wettbewerbsvorteil».
Für den Anwendungsfall wurde in einem ersten Schritt der Fokus auf die Zusammenarbeit in einem internen Produktentwicklungsteam gerichtet.
Wie können wir Teammitglieder befähigen und ermutigen einen Wissens- und Erfahrungsaustausch regelmässig durchzuführen, um dadurch das Team und letztlich den Entwicklungsprozess kontinuierlich zu verbessern?
Das Setting besteht aus einem Produktentwicklungsteam, das an einer Neuentwicklung arbeitet und aus vier Sedax Teammitgliedern, drei Engineers und einem*einer Designer*in, zusammengesetzt ist. Das Team kennt sich gut, weil es schon seit ein paar Monaten intensiv Zusammenarbeitet.
Erster Testdurchlauf
Da es der erste Anwendungstest der Methode ist, platziere ich als «Aussenstehende» die Spielkomponenten und erkläre die Spielregeln.
– Check-in
Das Flaschenspiel ruft sichtlich positive Erinnerungen hervor und wird schmunzelnd in Aktion gesetzt.
– Fokus bestimmen
Das zu behandelnde Thema ist innerhalb der Gruppe schnell definiert und wird mittels Post-it an die entsprechende Stelle im «Team Check-up» Canvas platziert.
– Reflexionsaustausch
Die 3 Minuten Redezeit pro Person reichen gut, um eine Aussage für das «Vorgehen», die «Kultur» und das Thema «X» zu machen und gleichzeitig die entsprechenden Post-its mit Stichwörtern auf den Canvas zu kleben. Drei Personen nutzen die Option «X». Die Regel lautet, dass man keine Fragen während der Redezeit eines anderen Teammitglieds stellen darf, um das aktive Zuhören zu praktizieren. Das Bedürfnis Verständnisfragen stellen zu dürfen taucht aber auf.
– Priorisierung Lösungsthema
Die Priorisierung des zu behandelnden Themas ist schnell gefunden und wird mit einem Klebepunkt auf dem entsprechenden Post-it markiert.
– Lösungsfindung und Dokumentation
Hier habe ich eingegriffen und erklärt, dass es nun zwei verschiedene Wege gibt, die man gehen kann. Das Team entscheidet sich für den Weg der unmittelbaren Lösung und startet die entsprechende gemeinsame Diskussion. Hier zeigt sich, dass eine vorgegeben maximale Dauer von 10 Minuten vonnöten ist. Sonst «ufert» die Diskussion aus, wobei dann auch nicht mehr alle Teammitglieder betroffen sind, sondern nur noch zwei für dieses Thema zuständige zusammen reden. Zum Abschluss wird der «ausgefüllte» Canvas fotografiert.
– Check-out
Beim Abschlussritual, das ich wiederum moderiere, bilden die Teilnehmenden einen Kreis, jede*r streckt eine Hand in die Mitte und der Spielleiter sagt einen «Kampfspruch» an. Hier war es «Wir rocken das Projekt» und dann reissen alle die Arme in die Höhe im Sinne einer Siegerpose. Der Unwille für so ein körperbetontes Ritual ist manchen Teilnehmenden, obwohl sie alle klaglos mitmachen, ins Gesicht geschrieben.
Reflexion
- Die Methode wurde beim ersten Anwendungstest ohne allzu grossen Erklärungsbedarf meinerseits durchgespielt und vom Team für effektiv und effizient befunden.
- Das Team war sich einig, dass es einen «Check-out» geben soll, aber das körperbetonte Abschlussritual fand in dieser Gruppe keine Zustimmung. Bei der Methode habe ich nun ein «neutrales» Check-out Ritual gewählt, damit sich verschiedene Menschen-
typen damit wohlfühlen. - Das Timeboxing fand man sehr gut, vor allem auch, dass die
«unmittelbare Lösungsfindung» auf 10 Minuten beschränkt ist. - Verständnisfragen sind während der Reflexionszeit gewünscht. Diese sollten kurz gehalten werden, sonst greift der Spielleiter ein, damit die Redezeit der jeweiligen Person nicht beeinträchtigt wird.
Nächste Schritte
Auf Wunsch des CEO, der Teil des Teams war, soll die Methode weiterentwickelt werden, so dass sie für verschiedene Projektbereiche im Unternehmen angewendet werden kann. Diese Testdurchführungen mit unterschiedlichen Teams werden in den nächsten Monaten firmenintern folgen.