Wer hat schon nicht vom Prinzessinnenbett geträumt? Was, wenn die Prinzessin Mildred heisst und ihr Nachthemd noch auf der Matratze ausgebreitet liegt? Obwohl selbst keine Prinzessin, ist sie tatsächlich über sieben Ecken mit der englischen Queen verwandt! Das ist nur eine von tausenden von grossartigen Geschichten, die uns Objekte aus der Sammlung des Museum Aargau erzählen.
Wir möchten also noch so gerne die Originalobjekte zur Schau stellen - ihre Geschichten von den Zinnen schreien. Gleichzeitig bewahren wir sie wie einen grossen Schatz, um sie vor dem Zahn der Zeit zu schützen. Ein Dilemma, das der Museumsarbeit inhärent ist. Mitten drin steht das Team Gästeservice, das für die Gäste- als auch Objektebetreuung zuständig ist.
Wie können Museumsmitarbeitende Besuchenden den Wert der klassischen Museumsarbeit näherbringen und ihnen gleichzeitig auf Augenhöhe begegnen? Wie kann Geschichte als kollektive Errungenschaft geteilt werden? Die Methode «Reisende Objekte» tut genau das; charmant, persönlich und auf Augenhöhe.
Wie kann eine Begegnung zwischen Mitarbeitenden und Besuchenden stattfinden, die Besuchenden einen persönlichen Zugang zur Geschichte ermöglicht?
Die Mitarbeiterin hört die Besucherin meist schon, bevor sie den Museumsraum betritt. Auf wen sie wohl gleich treffen wird? Gelingt ihr einen kurzen Austausch über die ausgestellten Highlights oder verrät der vermeidende Blickkontakt, dass die Besucherin keine Störung möchte?
Wie die meisten Besuchenden ist auch sie wahrscheinlich in ruhigen und andächtigen Museumsräumlichkeiten sozialisiert worden: «Psst!» und «Nicht berühren!».
Kein Wunder, dass die Mitarbeiterin als auch die Besucherin gegenüber einer Begegnung reserviert sind.
Die Methode «Reisende Objekte» anwenden
Die Besucherin betritt während ihres Rundgangs auf dem Schloss ein Ausstellungsraum.
Losschicken
Auf dem Weg in die reich ausgestattete Küche begegnet ihr eine Mitarbeiterin mit einem Tablett. Auf dem Tablett liegen drei Originalobjekte. Ein Quirl, der an einen Tannenspitz erinnert, ein Zunderpilz, ein hart getrocknetes Waldgewächs und ein Mörser, aus dem Zimtgeruch hochsteigt. «Suchen Sie einen Gegenstand aus und suchen sie ein neues Zuhause für ihn. Wo passt er für sie am besten hin?», spricht die Mitarbeiterin die Besucherin an.
Annehmen und Platzieren
Die Besucherin wählt intuitiv einen Gegenstand aus. Nimmt ihn in die Hände. Trägt ihn durch den Raum. Platziert ihn in der Ausstellung.
Aufladen
«Spannend, warum hat sie dieser Gegenstand angelacht?» Die Mitarbeiterin verwickelt die Besucherin in ein Gespräch. Mag die Besucherin einsteigen, erzählt sie von ihrer ersten Assoziation. Vielleicht mag sie sogar eine persönliche Anekdote teilen, die sie mit dem Gegenstand verbindet.
Die Methode «Reisende Objekte» gibt der Mitarbeiterin die Möglichkeit, die Besucherin zu einer Interaktion einzuladen und dies ohne grosse Worte.
- Die Besucherin erlebt ein auf sie zugeschnittenes Erlebnis, das auf ihren Interessen aufbaut.
- Die Besucherin hat etwas in der Hand, trägt es durch den Raum, platziert es. Die sinnliche Erfahrung ergänzt die intellektuelle Dimension.
- Die Besucherin gibt dem Alleinstellungsmerkmal des Museums, dem Museumsobjekt, eine persönliche Interpretation und wird dazu angehört.
- Die Besucherin hinterlässt Spuren in einem Raum, der klassischerweise von wenigen «Wissenden» kuratiert wird.