Film Review

Eine multidisziplinäre Reflexion, die mit Analogien aus Flora und Fauna neue Perspektiven beleuchtet.

Multidisziplinäre Projektarbeit in einem kreativen Umfeld kann extrem inspirierend, aber auch hochgradig frustrierend sein. Es stellt sich immer wieder heraus, dass die Erwartungen im Team sehr unterschiedlich sind. Oft kommt hinzu, dass Strategie, Werte und Vorgehen in einem Projekt nicht sichtbar genug sind und somit das Erreichen eines gemeinsamen Zieles erschwert wird.
Wird dann ein Projekt mit mehr oder weniger Stolpersteinen beendet, fehlt meist die Zeit für eine konstruktive Reflexion. Gesammelte Erfahrungen gehen verloren, gut funktionierende Elemente werden nicht sichtbar gemacht und ein Lernprozess bleibt aus.  
Inspiriert von den Nature Cards von Ideo habe ich darauf aufbauend die Methode MIMIKRY MASTERS (auch als digitale Version) entwickelt. Die spielerische Reflexion fördert eine gemeinsame Sprache und bietet schon zu Beginn Orientierung durch das gesamte Projekt. Erlebtes wird reflektiert und sichtbar gemacht. Mit der Verschriftlichung bieten die Karten ein übersichtliches Archiv und so die Möglichkeit in Folgeprojekten darauf Bezug zu nehmen.

Wie können wir Erlebtes aus einem multidisziplinären Projekt sichtbar machen, um für die Zukunft daraus zu lernen?

Ausgangslage

Als Abschlussfilm an der Filmschule in London hat der Schweizer Simon Helbling im Toggenburg mit einer internationalen Crew den Kurzfilm «The Weight of the Land» gedreht.  
Die zwanzigköpfige Crew setzte sich zusammen aus 50% internationalen und 50% lokalen Filmemachern und Filmemacherinnen. Die Crew hatte zwei Tage Zeit sich kennenzulernen. Das Drehbuch und relevante Dokumente wurden vorgängig publiziert, insbesondere ein Dokument mit Erwartungshaltung und Set-Verhalten. Produktionssprache war Englisch.

Vorgehen & Methodenanwendung

Nach Abschluss der Filmpremiere wurde mit allen Head of Departements eine Reflexion mit der Methode «Mimikry Masters» durchgeführt.  
 
Vor
Die Methode wird von dem Methoden-Leader vorgestellt. Sinn und Zweck, sowie Vorgehen werden erläutert.
Die Basiskarten zu den Themen Netzwerk, Navigation, Methode und Wissen werden aus den Dokumenten über die Erwartungshaltung und das Set-Verhalten ausgefüllt. Die Basiskarten dienen als Leitfaden durch die Reflexion.  
 
Während
Nun werden die thematischen Analogiekarten gleichmässig im Team verteilt. So sind alle Teilnehmenden in die Reflexion inkludiert und bekommen eine Möglichkeit sich mitzuteilen. In den nächsten 10 Minuten lassen alle die Analogien auf sich wirken und versuchen diese auf das Projekt und die erfassten Grundkoordinaten zu übersetzen.  
 
In einem nächsten Schritt spielen alle ihre Karten der Reihe nach aus und erläutern ihre Gedanken dazu. Bei der Analogie zur Eibe wird vor allem eine Szene diskutiert, die trotz ihrer Wichtigkeit der Müdigkeit, dem Wetter und dem Zeitmangel zum Opfer fiel. Der «Samen» wurde also vom falschen Tier zerkaut. Beim Thema Superfötation wurde diskutiert, dass von Vorbereitung über Dreh zu Postproduktion, die Offenheit behalten wurde, um auf Ideen aller Beteiligten zu reagieren. Das hat den Film zu dieser Reife bringen lassen, die er ohne die Offenheit nicht gehabt hätte.Die Diskussion nimmt langsam Fahrt auf und die aufgeworfenen Themen werden in der ganzen Gruppe differenziert besprochen. Es entsteht eine lebendige, wertschätzende Gesprächsrunde, wo auch schwierige Themen angesprochen werden.
Zu einer Analogie werden ganz unterschiedliche Erfahrungen eingebracht, was auch das Ziel ist. Die Analogie dient nur als Trigger und soll nicht zu eng vorgeben.
Die diskutierten Erfahrungen werden zum Schluss auf den Analogiekarten kondensiert schriftlich festgehalten.  
 
Nach  
Die ausgefüllten Analogiekarten dienen nun als prägnantes Archiv und können jederzeit wieder angeschaut werden. Schwierigkeiten, wie auch Erfolge bleiben so sichtbar und können in einem Folgeprojekt bewusst miteinbezogen werden.

Ergebnisse & Reflexion

Das spielerische Setting mit Karten ist entspannter und inspirierter, als eine Reflexion anhand eines Formulars. Es macht mehr Lust und löst eine spannende Diskussion über das Erlebte aus. Das Sichtbarmachen der Strategie bildet einen guten Rahmen. Die Analogien triggern sehr spezifische Erinnerungen und lösen eine konkretere und vielfältigere Diskussion aus, als wenn man sich nur an allgemeinen Themenfeldern orientiert hätte. Besonders in der Übersetzungsleistung passiert viel. Wenn auf Anhieb gewisse Karten nicht relevant erscheinen, kann die mentale Übersetzung zu unerwarteten Themen führen, die sonst nicht sichtbar geworden wären. Die Analogieebene bringt eine Neutralität, die Raum gibt für schwierige Themen. Eine Analogie kann unterschiedliche Erlebnisse triggern, das dann aus verschiedenen Blickwinkeln besprochen wird.

Auslegeordnung während der Reflexion
Auslegeordnung während der Reflexion
Die Karten werden ausgeteilt
Die Karten werden ausgeteilt
Die Karten regen zur Diskussion an
Die Karten regen zur Diskussion an
Die Reflexion wird kondensiert direkt auf den Karten verschriftlicht
Die Reflexion wird kondensiert direkt auf den Karten verschriftlicht
Das multidisziplinäre Team auf dem Set
Das multidisziplinäre Team auf dem Set