In der landwirtschaftlichen Forschung nimmt die Tendenz zu, Lösungsansätze für auftretende Herausforderungen in der Praxis in einem ko-kreativen Prozess unter Einbezug aller relevanten Akteur*innen zu erarbeiten. Dieser Prozess wird als «Living Lab» bezeichnet. Für Forschende ist die Moderation eines Living Labs eine neue Aufgabe. Es fehlt an Anleitungen, wie ein solches Austauschformat initiiert werden kann. In Interviews mit verschiedenen Akteur*innen konnte ich herausschälen, welche Informationen zum Start benötigt werden und goss diese in einen Canvas. Zur Ideenfindung, wie der Ablauf eines Living Lab gestaltet werden kann, erstellte ich zudem ein Kartenset mit verschiedenen Arbeitsformaten, die über den landwirtschaftlichen Sektor hinausgehen. Die Dokumente testete und verbesserte ich iterativ mit potentiellen Nutzern. Das Ergebnis ist der «Living Lab Kick-off Canvas», der für solche Prozesse in verschiedenen Kontexten (z.B. urbane Entwicklung, Landwirtschaft) und von verschiedenen Akteur*innen verwendet werden kann.
Wie können ko-kreative Austauschformate zwischen Forschung und Praxis initiiert werden?
In der landwirtschaftlichen Forschung gibt es einen Trend hin zu einer ko-kreativen Arbeitsweise zusammen mit der Praxis mit dem Ziel einer grösseren Akzeptanz und Verbreitung von Innovationen in der Fläche. Diese Arbeitsweise ist nicht neu, konzentrierte sich aber bisher auf Berater*innen. Nun rücken die Arbeitsbereiche zusammen. Naturwissenschaftler*innen sollen plötzlich partizipative Prozesse moderieren. Neben den notwendigen Skills fehlen Anleitungen, wie solche Prozesse angestossen werden können.
Methodenidee
Zu Beginn stand die Frage im Raum, wo die Methode im ko-kreativen Prozess eines Living Labs verortet werden soll. Im Mentorat wurde schnell klar, dass es zahlreiche Methoden für den Ablauf, aber kaum Tools für die Initialphase gibt. Angeregt durch verschiedene Projekt-Canvas und Kartensets zur Vorbereitung von Workshops, entstand die Idee eines «Co-Creation Canvas» mit dem Ziel eines geführten Brainstormings.
Problemverständnis und erster Entwurf
Um den Prozess einer engen Praxis/Forschungszusammenarbeit besser zu verstehen, führte ich Interviews mit fünf Kollegen durch. Darunter waren Berater mit unterschiedlichem Erfahrungsgrad in partizipativer Forschung und Sozialwissenschaftler, die solche Formate schon begleitet haben. Die Audiofiles extrahierte ich in eine Tabelle, die ich anschliessend nach Gemeinsamkeiten und Muster sortierte. Daraus entstand der erste Entwurf des Canvas.
Testing und iterative Anpassung
Ich testete den Canvas an Hand einer aktuellen Projektidee und passte erste Unstimmigkeiten an. An zwei der interviewten Kollegen versandt ich die zweite Version und diskutierte mit ihnen Verbesserungsvorschläge. Die dritte Version versandt ich an die CAS Peer Group und die Mentorin, um Rückmeldungen aus anderen Blickwinkeln zu bekommen. Bei diesem Schritt wurde klar, dass der Anspruch eines allgemein einsetzbaren «Co-Creation Canvas» in der bisherigen Dimension zu gross war, da es ganz unterschiedliche ko-kreative Prozesse gibt. Der entwickelte Canvas konzentrierte sich jedoch auf die Bedürfnisse eines Living Labs. Durch die Umbenennung zum «Living Lab Kick-off» Canvas löste sich dieser Widerspruch. Letztlich testete ich den Canvas ein letztes Mal mit einer neuen Projektidee. Durch diese Feedbackschleifen mit potentiellen Nutzern wurden die Begrifflichkeiten klarer und allgemeinverständlicher. Das Kartenset mit den verschiedenen Arbeitsformaten entwickelte sich parallel weiter, aufbauend auf den Inputs aus den Interviews und Recherchen zu partizipativen Methoden.
Die Erstellung des Canvas und des Kartensets beinhaltete verschiedene Methoden wie Recherche, Interviews, Clustering, Brainstorming und iteratives Testen und Anpassen mit potentiellen Nutzern. Besonders die iterative Arbeitsweise unter Einbezug potentieller Nutzer hat mich begeistert, da die verschiedenen Blickwinkel zu einer bedeutenden Verbesserung des Ergebnisses geführt haben. Die Erstellung des Canvas war quasi ein kleiner partizipativer Prozess in sich und somit ein guter Ausblick auf die weit grösseren Dimensionen von Projekten, die durch den Canvas lanciert werden könnten.