Wirkungsorientierung in der Projektarbeit wird für viele Arbeitgeber*innen immer bedeutender. Insbesondere gemeinnützige Projekte setzen sich zum Ziel, gesellschaftliche Veränderungsprozesse anzustossen. Projektverantwortliche stehen oft vor der Herausforderung, die Wirkung ihrer Arbeit in einfachen Worten erklären und auf den Punkt bringen zu müssen. Als Projektleiterin im Bereich Kultur der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte kenne ich diese Anforderung und habe mir eine Methode gewünscht, die meinen Kolleg*innen und mir bei der Formulierung einer Antwort auf die Wirkungsfrage hilft, um diese dann in Projektpräsentationen, Workshops und Anträgen für Entscheidungsträger*innen zu verwenden.
Die Methode «Der zündende Funke» kam erstmals zum Einsatz, als wir uns gemeinsam mit der Wirkungsfrage eines Projekts beschäftigen. Durch ihre Anwendung konnten wir uns auf eine stimmige Formulierung des «Warum» einigen, mit der wir nun weiterarbeiten können.
Wie kann ich Kolleg*innen bei der gemeinsamen Auseinandersetzung und Formulierung des «Warum» hinter ihrer Projektidee unterstützen?
Aktuell möchten wir eines unserer Projekte wirkungsorientiert weiterentwickeln und eine auf Veränderung ausgerichtete Handlungslogik ausarbeiten. Um in diesen Prozess zu starten, beschäftigten wir uns im ersten Schritt mit dem Wirkungsziel des Projekts. Gemeinsam mit dem Projektteam habe ich dafür die Methode «Der zündende Funke» angewendet. Unser Ziel war es, die Frage nach dem «Warum» zu beantworten und als Vorbereitung für den nächsten Workshop auszuformulieren.
Vorbereitung: Better Safe than Sorry!
Da bei der Methode Feuer zum Einsatz kommt, haben wir zunächst die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die Brandschutzsituation in unserem Büro geklärt. Nachdem wir sichergestellt hatten, dass wir bei der Anwendung keinen Feueralarm auslösen, konnten wir loslegen.
Einführung
Wir haben uns entschieden, die Methode «Der zündende Funke» zu dritt anzuwenden. Ich übernahm die Rolle der Moderatorin und führte den ersten Schritt ein. Den Golden-Circle-Canvas teilte ich zu diesem Zeitpunkt bewusst noch nicht aus, damit die Erzählerin nicht von dessen Struktur beeinflusst wird.
Erzählen und Spiegeln
Die Projektverantwortliche zündete ein Streichholz an und begann zu erklären, worum es bei dem Projekt geht. Sie betonte am Anfang mehrfach, dass alles sehr schnell geht. Ich erkannte, dass dieser Stress nicht förderlich ist. Deshalb legte ich ihr zwei weitere Streichhölzer bereit und liess sie nochmals von vorne beginnen. Während des Pitches machte sich ihr Gegenüber Notizen. Danach teilte ich den Canvas aus. Erst nachdem die Zuhörerin die Punkte den drei Kategorien auf dem Canvas zugeordnet und ihre Zuteilung kommentiert hatte, durfte die Projektverantwortliche Stellung beziehen und ergänzen.
Gemeinsame Auseinandersetzung und Formulierung des «Warum»
Gemeinsam diskutierten die beiden die Zuordnung und die Unterschiede zwischen den drei Kategorien «Warum», «Wie » und «Was». Sie freuten sich, dass sie allen drei Kategorien eine Aussage zuordnen konnten. An dieser Stelle wies ich darauf hin, dass die Einteilung keine exakte Wissenschaft ist, sondern darüber vor allem eine gemeinsame Auseinandersetzung und Verständigung ausgelöst wird. Als sich die Diskussion fast nur noch um das «Warum» drehte, war das mein Zeichen, den letzten Schritt der Methode einzuführen: das Ausformulieren des «Warum» in einem Satz. Obschon meine Kolleginnen ein sehr ähnliches Verständnis von Sinn, Zweck und Wirkung des Projekts hatten, fiel ihnen die Reduktion auf einen Satz nicht leicht. Wir reflektierten diese Erkenntnis und konnten ein Bewusstsein für die hohe Komplexität des Projekts schaffen sowie damit einhergehende Schwierigkeiten benennen. Die Kolleginnen waren sich einig, dass dies eine der Stärken der Methode ist. Nach einigen Entwürfen stand am Schluss ein Satz fest, mit dem wir im nächsten Workshop weiterarbeiten und ausgehend davon das Projekt weiterentwickeln können.
Im Anwendungsfall habe ich mit Personen gearbeitet, die sich schon oft mit der Wirkung von Projekten auseinandergesetzt haben. Dennoch hatten sie Fragen zur Aufgabenstellung, was mir die Komplexität der Frage nach dem «Warum» noch einmal demonstrierte. Wird die Methode in einem Team eingesetzt, welches sich bisher noch selten damit beschäftigt hat, muss für Schritt drei mehr Zeit eingerechnet werden. Das hat auch das Feedback der Teilnehmerinnen ergeben. Besonders positiv bewertet wurde das Streichholz als Time-Boxing-Tool. Die ablaufende Zeit wird dadurch nicht nur sicht- sondern auch spürbar.
Adaption für andere Kontexte
- Zentrale Bestandteile der Methode sind das Time-Boxing durch das brennende Streichholz und das Spiegeln des Gehörten/Gesagten im Anschluss. Diese Kombination reicht für andere Fragestellungen bereits, sodass die Methode verkürzt eingesetzt werden kann.
- Anstatt das «Warum» zu formulieren, kann das Ziel der Anwendung auch die Definition einer How-might-we-Frage sein.