Ideenpriorisierung mit Mut

Wie mithilfe eines Fragebaums bei der Priorisierung der Ideen in der Produktneuentwicklung der Fokus auf aussergewöhnliche Ideen gebracht werden kann. 

Von Marianne Hutter (2023)

Bei einem kleinen Mineralwasserproduzenten ist die Innovationskraft einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren. In unsicheren Zeiten gilt es Risiken zu minimieren. In einem KMU, in dem die Treiber der Innovation gleichzeitig verantwortlich für die Umsetzung sind, kann dieser Druck dazu führen, dass neue spannende Ideen gar nicht genau angeschaut werden. Innovatives Schaffen setzt Mut und damit Risikobreitscheit voraus. Und braucht es nicht gerade in Zeiten der stetigen Veränderungen immer wieder frische Ideen, welche umgesetzt werden können? Ja, erst recht - davon sind wir überzeugt! 

Die Methode unterstützt dabei, den Fokus auf die innovativen Ideen und den Kunden zu legen und in einem ersten Schritt zuversichtlich und mutig in die Machbarkeitsklärung zu gehen. Mit der Flagge «save enough to try» gelangen auch aussergewöhnliche und vielleicht auf den ersten Blick schwierig umzusetzende Ideen in die vertiefte Abklärung - und wer weiss, was daraus alles werden kann?

Wie können wir die Priorisierung der Ideen für neue Produkte verändern, damit auf den/die Kund*innen ausgerichtete Innovation gefördert wird?

Ausgangslage

Unser Ziel ist es, die Kund*innen regelmässig mit neuen genussvollen Kreationen zu überraschen, die sich in der Wertigkeit, Geschmack und Design unterscheiden von den Mitbewerbern. Vielfältige Ideen werden in einem Innovationsgremium, in dem verschiedenste Geschäftsbereiche und externe Gäste vertreten sind, generiert und gesammelt. Das Produktentwicklungsteam priorisiert diese Ideen und klärt deren Umsetzbarkeit. Es gilt zu verhindern, dass Ideen mit Innovationspotential aufgrund von Risiko-Ängsten zu früh ausscheiden. Die Methode soll dabei helfen.

Vorgehen & Methodenanwendung

In unserem Anwendungsfall werden gleich zwei sehr ähnliche Ideen von möglichen zukünftigen Lieferunternehmen / Partner*innen, welche so am Markt noch nicht zu finden sind. 

Durchführung der Methode
Als erstes diskutierte die Gruppe, ob die Idee mit unserer Philosophie und Werten übereinstimmt. Hier war sich das Entwicklungsteam schnell einig, dass dies für beide Fälle vollständig gegeben ist. Überzeugend waren insbesondere die vollständige Verwertbarkeit von Rohstoffen, die upcycling-Möglichkeit, die örtliche Nähe und die passenden Grundsätze der beiden potentiellen Partner*innen. 
Der Innovationsgrad wurde als mittel bis hoch eingestuft. Eine neue Technologie zur Herstellung der Grundstoffe geht der traditionellen Produktherstellung voraus. Mehrere Zusatznutzen für die Kundschaft könnten mit der Idee gedeckt werden. Sowohl Bedürfnisse von bestehenden Kund*innen, wie auch von einer noch nicht erreichten Kundengruppe könnten gedeckt werden. Die Umsetzbarkeit beurteilte die Gruppe als möglich, es gab aber offene Fragen, die geklärt werden müssen. Aufgrund des möglichen Potentials wurden beide Ideen als «save enough to try» eingestuft und wurden für die nächsten Abklärungsschritte in die Produktentwicklung aufgenommen.

Ergebnisse & Reflexion

Die Einfachheit der Methode bietet Vor- und Nachteile. So ist die Methode einfach verständlich und die Anwender*innen werden ohne aufwendigen Erklärungsbedarf durch die Methode geleitet. In der Anwendung zeigte sich aber auch rasch, dass es zu zeitintensiv ist, strikt den Fragebaum durchzugehen und wie anfangs angedacht mit Notizzettel die Antworten zu den Fragen festzuhalten. Viel eher ist die Methode hilfreich als Gedankenstütze und fand unterdessen als Priorisierungshilfe ihren Platz auf dem Miro-board des Entwicklungsteams. Nach Bedarf kann in der Diskussion auf die Fragenreihenfolge Bezug genommen werden, ohne dass die Methode in voller Länge für jede Idee durchgeführt werden muss. Tatsächlich hat die Methode bereits hilfreiche Argumente geliefert um eine Ideen mit vielen offenen Fragen mindestens einen Schritt weiter zu testen.

Die Idee für ein neues Produkt wird entlang vom Fragebaum bewertet und eingeordnet
Die Idee für ein neues Produkt wird entlang vom Fragebaum bewertet und eingeordnet
Ist die Idee «safe enough to try», wird sie weiter geprüft und getestet
Ist die Idee «safe enough to try», wird sie weiter geprüft und getestet
Anwendung in der Mineralquelle und Manufaktur
Anwendung in der Mineralquelle und Manufaktur