Perspektivenwechsel

Eine Verführung zu innovativen und neuen Sichtweisen durch das Experimentieren mit Restmaterial.

Die Sichtweisen Lernender hin zu gestalterischen Berufsfeldern erweitern, bedeutet im Unterricht und in der Projektarbeit, geeignete Settings zu schaffen. In meiner Arbeit gehe ich mit unterschiedlichen Kreativitätstechniken vor. Gute Ideen finden wir in der Recherche, mit Materialexperimenten, unzähligen Skizzen, abendlichen Spaziergängen, Theatervorstellungen und einem aufmerksamen Blick auf Kunst, Natur, Alltagsgegenstände.

Zusammen mit meiner Methode habe ich verschiedene Zugänge rund um den Gebrauch von Restmaterial erprobt. Unter Restmaterial wird Gebrauchtes, Liegengebliebenes verstanden; Material wie auch Gegenstände. Beispiele für solche Zugänge sind Perspektivenwechsel Dekonstruktion - Fremdgebrauch, Bildassoziationen & Analogien mit Restmaterial. Dabei ging es nicht um ein neues Produkt, sondern der Prozess ist wichtig, mit dem ein intuitiver, spielerischer Ansatz entstehen kann. Meine Beobachtungen während der Anwendung der Methode visualisierte ich mithilfe von Experience maps.

Pandora Remix löst konstruktive Debatten und neue Sichtweisen aus, lässt Rollenwechsel zu, überrascht mit ungewohnten Materialien, nutzt das Machen oder die Bewegung. Es eröffnen sich spielerisch Zugang zu Geschichten und Phantasie – eine kollaborative Vorgehensweise, um gedanklich und handelnd Transformationen zu inszenieren und Innovation anzuregen.

Wie können wir neue Sichtweisen durch das Experimentieren mit Restmaterial anregen?
Wie können wir durch das Experimentieren mit Restmaterial Innovation fördern und Gruppen in einem gestalterischen Prozess unterstützen?

Ausgangslage

Meine Lerngruppe sind 13 junge Erwachsene an einer Schule für Gestaltung. Der wöchentliche Gestaltungsunterricht orientiert sich an exemplarischen, praxisnahen Projekten. Die Lernenden bringen Vorwissen und Ansichten mit, die in ihrem handwerklichen Können wichtig sind, die sie aber in ihrer Imagination einschränken können. Um die Sichtweisen zu erweitern, müssen Denkmuster aufgelöst werden.

Von meiner Methode verspreche ich mir, dass sich aus dem spontanen Umgang mit dem «vertraut, gewöhnlich» wirkenden, nicht mehr «abschreckend neuen» Restmaterial Zugänge für die Lernenden ergeben, die neue Sichtweisen ermöglichen.

Vorgehen & Methodenanwendung

Im gestalterischen Kontext ist wichtig, etwas selber erleben zu können, Prototypen auszuprobieren, alles auf den Kopf zu stellen, was bisher angenommen wurde, Umwege auf einem Weg zu nehmen. Damit werden Grundkompetenzen im Gestalterischen entwickelt.

Mit meiner Methode Pandora Remix, die sich Restmaterial zunutze macht, erleben Lernende bei niedriger Hemmschwelle Zugänge und Überraschungen, die ihre Kompetenzen erweitern. Sie handeln, zeichnen und diskutieren spontan, aus dem Zusammenhang – Anregung unbewusster Denkprozesse, die zu neuartigen Verknüpfungen und Innovation führen. Um die Methode im Rahmen meiner Arbeit anzuwenden, war der Umgang mit «weichen» Restmaterialien, in diesem Fall Altkleidern, gegeben. Ein Kontext, der den Experimenten eine Richtung vorgab und die Frage aufwarf, wie sich zum Beispiel die Konstruktion von Objekten mit meiner Methode verträgt.

Der explizite Gebrauch von Restmaterial hat mich selbst in der Ideenfindung angeregt. Das Material/Objekt «spricht» im Anwendungsprozess. Im Rahmen meines Unterrichts führte ich vier Workshops durch. Als Initiantin wählte ich für das Setting in der Vorbereitung ein situativ geeignetes Objekt, beziehungsweise Material aus. Dabei nutzte ich Restmaterial aus dem jeweiligen Umfeld. Es zeigte sich, dass die Variation von kurzen Aktionen der Methode zuträglich ist. Rollen können gewechselt werden, die Lernenden bleiben «in Bewegung».

Die Lerngruppe bildete Teams mit je drei bis vier Personen. Jedes Team hat handelnde, zeichnende und interviewende Akteure*Akteurinnen. Diese Rollen wechseln. Die Zeit jeder Aktion ist begrenzt, ein Ziel wird nicht erläutert. Meine Methode arbeitet mit 3 Schritten/Aktionen.

  1. Die erste Aktion/Initiation fordert die Lernenden zur Dekonstruktion - Fremdgebrauch – auf.
  2. In der zweiten Aktion werden die Rollen gewechselt und die Verwendung passiert im herkömmlichen Sinne des Gebrauchs.
  3. Die letzte Aktion fordert wieder Rollenwechsel und erneut zum dekonstruktiven Gebrauch auf wie in der ersten Aktion.

Angeregt und amüsiert, besprachen wir im Plenum die Sichtweisen und Perspektiven. Mit neuen Ideen gehen die Lernenden in die Projektarbeit.

Ergebnisse & Reflexion

Pandora Remix wirkte anregend, aktivierte die Lernenden und ermutigte sie. Meine Beobachtungen im Verlauf der Methodenanwendungen zeigen gemeinsam die gelöste Stimmung, erhöhte Aufmerksamkeit, Anregung zu Assoziationen und Austausch, spontan spielerischen Umgang mit dem Material (Spielfreude). Das Nachbereiten mit der Gruppe ermöglichte es, Ideen zu benennen und «greifbare» Innovation nutzen zu können. Die skizzenhaften Zeichnungen bilden dabei Gesprächsstoff und erzählen, zusammen mit den Interviewnotizen, phantasievolle Geschichten.

Die Methode, das abstrakte Spiel, benötigt aufmerksame Reflexion. In einzelnen Situationen brauchte es mehr Erklärungen, um Zugänge zum Material zu ermöglichen.

Initiation
Initiation
Rollenwechsel
Rollenwechsel
Performing
Performing
Rollenbilder
Rollenbilder
Beobachtungen
Beobachtungen