Zu oft kommt es vor, dass sich Projektteams strukturellen, technischen oder persönlichen Problemen im Unternehmen anpassen oder an ihnen vorbeischleichen, obwohl sie davon immer und immer wieder eingeholt werden. Grund dafür ist meist die unterschiedliche Wahrnehmung einer Herausforderung, die auf den individuellen kognitiven Fähigkeiten und den Kompetenzen der einzelnen Teammitglieder basiert.
Mit dem Ressourcen Bazar wurde zusammen mit einem Start-up eine bekannte Konfliktkonstellation neu konfrontiert. Anhand der Methode Turm der Fähigkeiten machten die Teilnehmenden ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen des Problems sichtbar. Die Methode ähnelt einem haptischen Brainstorming, durch welches im Workshop das Bewusstsein über die im Unternehmen vorhandenen und nötigen Ressourcen, Mittel oder Möglichkeiten zur Lösungsfindung gesteigert werden konnte. Ausserdem setzten sich die Teilnehmenden vertieft mit den möglichen Anspruchsgruppen auseinander, um spezifische Massnahmen auszuarbeiten und zu planen.
Wie können wir uns unserer Ressourcen bewusster werden, um stakeholderzentrierte Lösungsmassnahmen zu erarbeiten?
Während 30 Minuten führte ich als Moderator ein Start-up aus der Kreativbranche durch einen Workshop. Das bald vierjährige Unternehmen hatte im vergangenen Jahr regelmässig Probleme mit ihrer Liquidität und suchte nachhaltige Lösungsansätze.
Mit Hilfe der Gestaltungsmethode Turm der Fähigkeiten erhielten die drei Teilnehmenden einen Einblick in die Perspektive des jeweils anderen und dessen Sicht auf mögliche Lösungsansätze mit vorhandenen Ressourcen.
Als Moderator des Workshops habe ich mich mit der Unternehmung vertraut gemacht und mich in ihre Tätigkeitsbereiche eingelesen. Um die Rahmenbedingungen sowie das räumliche Setting zu definieren führte ich ein 15-minütiges Vorgespräch mit dem Geschäftsführer.
Am Workshoptag stellte ich zu Beginn die Methode Turm der Fähigkeiten sowie die dafür entwickelten Holzbauklötze vor und beschrieb deren Bedeutung und Anwendung.
Ressourcengruppen & Ressourcen
In den folgenden 10 Minuten legten die Teilnehmenden gemeinsam vier Ressourcengruppen fest, definierten grob, welche spezifischen Ressourcen sie darunter verstehen und wiesen ihnen eine entsprechende Farbe zu:
- Blau – Know-How (Fachwissen, Fähigkeiten, Freelancer, Fachkundige, Möglichkeit auf Weiterbildung, Branchenaustausch)
- Grün – Infrastruktur (Hard- & Software, Arbeitsplätze, Standort, Büroräume, technisches Equipment, Programme, Lizenzen)
- Gelb – Finanzen/Finanzielles (Offerten- und Mahnwesen, Löhne, Budgets)
- Rot – Soft Skills (interne & externe Kommunikation, Arbeitsklima, Unternehmensphilosophie, Organisatorisches)
Während die verschiedenen Farben übergeordnete Ressourcengruppen darstellen, stehen die einzelnen Bauklötze für spezifische Ressourcen im Unternehmen. Hinweis: Je nach Berufsbranche werden andere Ressourcengruppen definiert und je nach Unternehmen unterscheiden sich die verfügbaren Ressourcen.
Um den ersten Teil abzuschliessen und der Methode eine Variable hinzuzufügen, stellte ich den Teilnehmenden die freie Ressource (farbneutrale Ressourcengruppe) vor und machte sie darauf aufmerksam, dass diese während des Visualisierungsprozesses individuell definiert werden kann.
Bevor die Bauklötze an die Teilnehmenden ausgeteilt und die Gestaltungsmethode durchgeführt wurden, hielt die Gruppe die Herausforderung in Form einer Fragestellung auf dem Whiteboard fest:
Wie können wir unsere Liquidität langfristig steigern?
Durch die gemeinsam formulierte Fragestellung des Problems erhielt die Gruppe eine weitere Konstante, die für die Nachvollziehbarkeit der physischen Visualisierung in Form der Türme entscheidend war. Anhand der verschiedenen Farbpaarungen sowie der unterschiedlichen Turmhöhen wurden die Wahrnehmungen und Denkweisen der einzelnen Teilnehmenden sichtbar gemacht.
In der folgenden Argumentationsrunde konnten die Teilnehmenden ihren Ansichten und Überzeugungen sowohl verbal als auch visuell Ausdruck verleihen.
Ergebnisse
Während zwei der Teilnehmenden mit dem Verkauf von Equipment sowie durch konsequentere Kommunikation im Mahnwesen gegenüber Schuldnern die Liquidität zu steigern glaubten, griff der dritte Teilnehmer zur freien Ressource und stellte sie in der nachfolgenden Argumentationsrunde anhand seines Turmes als die Ressource Mitarbeiter vor.
Die unterschiedlichen Lösungsansätze wiederspiegelten sich in der Darstellung der einzelnen Türme, was unmittelbar zu einem konstruktiven Austausch beitrug. Durch die Variable der frei wählbaren Ressource, identifizierte sich die Gruppe stark mit der ressourcenorientierten Lösungsfindung.
Reflexion
- Der spielerische Ansatz baut verbale Hemmungen ab
- Die Visualisierung einer Herausforderung in Form eines Turmes hilft der Argumentation und dem Verständnis
- Unbeachtete Ressourcen werden den Teilnehmenden bewusst
- Missverständliche Ausdrucksweisen erhalten ein hilfebietendes Medium