Wir sitzen in einem Kick-off Meeting. Wir wissen ungefähr, WAS uns erwartet und WOHIN wir potenziell müssen. Zu selten ist die Wichtigkeit erkannt, mit WEM genau wir arbeiten werden und WIE bestmöglich. Das wollen wir heute ändern. Anstelle nur Namen und Rollen der Team-Mitglieder in der Vorstellungsrunde zu hören, nehmen wir uns Zeit, besser zu erfahren, WER wir sind und WIE und mit WELCHEN individuellen Potenzialen, Kräften und Charakteren das Team sich formt.
Wir gehen auf Tauchstation um potenziell ein paar Schätze zu finden. Unsere Stossrichtung ist abwärts, hin zum Nährboden zwischenmenschlicher Beziehungen, zu uns persönlich. Wir nutzen die Nicebreaker-Methode, um nicht direkt ins Tun zu kommen, sondern Fragen zu Rolle und Person zu beantworten. Danach stellen wir uns in Ruhe vor. Um die entstandene positive Energie im Raum zu nutzen, schliessen wir die Vorstellungsrunde mit einer Art «Download» ab. Wir reflektieren spontan Befindlichkeiten und finden individuelle Anknüpfungspunkte.
Wir haben erreicht, Verständnis und Bewusstsein für- und miteinander zu schaffen und eine positive Grundstimmung im Team zu generieren.
Wie können wir einen Rahmen schaffen, in dem Menschen bereit sind, den Blick sowohl auf sich selbst als auch auf Andere zu richten, um damit echte Beziehungsarbeit zu starten?
Vorstellungsrunden in Kick-off Meetings sind meist kurz, nichtssagend und Formsache. Sie schaffen keinerlei Bindung und Verbindung, oftmals beschränkt jede*r sich darauf, Name und Rolle zu nennen. Dieser Gewohnheit wollen wir entgegenwirken. Wir sind ein interdisziplinäres 8-köpfiges Team, manche kennen sich besser, manche überhaupt nicht. Auf der Agendaslide thront Punkt 1: «Introduction» und wir werden ihn nutzen. Wir nehmen uns Zeit abzutauchen, um einen genaueren Blick auf die Menschen zu werfen, die dieses Projekt zusammen «bestreiten»(!).
Vor
Wir nutzen die Nicebreaker-Methode für die Vorstellungsrunde eines Kick-off Meetings. Nach einer kurzen Einführung über Beschaffenheit, Sinn und Ablauf der Methode stellt die moderierende Person exemplarisch seinen oder ihren Nicebreaker vor. So schwingt ein Beispiel mit, Berührungsängste werden abgebaut und der Einstieg für das Team inhaltlich und methodisch ist erleichtert.
Während
Die Nicebreaker werden vom Team ausgefüllt. Nicebreaker stellt folgende «Fragen» zur Rolle und zur Person, die es während 11 Minuten zu beantworten gilt:
- Ich bin (Eigenschaften, Charakter)
- Ich kann (Kompetenz, Potenzialfelder)
- Ich lerne noch (Schwäche, Verbesserungsansätze)
- Ich träume von (Ziel, Faszination, Vision)
Zusätzlich fragt Nicebreaker nach:
- Das weißt du nicht von mir (eine Geschichte)
- Wenn ich eine Frucht wäre, wäre ich ein/e (Funfact)
Nach Ausfüllen der individuellen Nicebreaker beginnt die Vorstellungsrunde. Nach Abschluss der Nicebreaker-Vorstellungsrunde herrscht im Meetingraum eine merklich neue Athmosphäre. Die entstandene Energie wollen wir nutzen.
Nach
Nach Abschluss der Nicebreaker-Session tauchen wir in eine 5-minütige Download- und Feedbackphase ein. Wir stellen uns die Frage: Was ist mir in Erinnerung geblieben und (schwieriger) Warum? Jede*r reflektiert mit dieser Frage das Gehörte spontan, eine Person schreibt die Feedbacks auf Post-its und sammelt sie an einer Wand.
Vor allem das Warum impliziert erneut angeregten Austausch. «Warum» ist einerseits eine Reflektion zur Person, jedoch in Beziehung zu sich selbst, andererseits hat die Reflektion eine persönliche, suggestive Färbung. Es entstehen weiterführende persönliche Antizipationen zur jeweilgen Person, die wiederum auf einer individuellen Annahme basiert und keinen Fakten entspricht. Spannend!
In Zukunft
Folgende «Findings» werden uns als Team in Zukunft begleiten:
- Wir finden Gemeinsamkeiten > Wir kombinieren Stärken für allfällige Co-Creation und sehen Handlungsfelder.
- Wir finden Empathie und Wertschätzung > Es gibt diverse Anknüpfungspunkte und Geschichten, die Konversationen eröffnen.
- Wir finden Gegensätze > Diese Person kann das, ergo muss ich das nicht können. Gegensatz ist positiv.
- Wir finden wechselseitige Beeinflussung > Wir werden Stärken und Schwächen verknüpfen und zusammen noch mehr erreichen.
Die Nicebreaker-Methode lässt ein Team elegant und unverkrampft abtauchen und zum Nährboden zwischenmenschlicher Beziehungen gelangen. Es entsteht ein Sog anstelle von Druck, sich zu öffnen und echte, aktive Beziehungsarbeit zu leisten. Nicebreaker erreicht eine motivierte, positive Haltung gegenüber sich selbst, der Gruppe und des Projekts. Die Download-/ Feedbackphase ermöglicht, die entstandene Nicebreaker-Stimmung aktiv zu nutzen und das Team noch gezielter reflektieren und verbinden zu lassen. Mit einer gewissen Leichtigkeit entsteht ein neuer Blickwinkel vom Team-Kollektiv auf die einzelnen Personen und ein Verständnis für die Konstellation und die Kräfte des Teams.
Ein tolles Gefühl!