In der Rolle als Jugendcoach begleite und berate ich Jugendliche, junge Erwachsene und deren Eltern oder andere Erziehungsberechtigte, die aus unterschiedlichsten Gründen Unterstützung in der Alltagsbewältigung benötigen. Die Arbeitsmethoden basieren auf sozialarbeiterischen, sozialpädagogischen, entwicklungs-, lern-, verhaltens- und bindungstheoretischen Grundlagen. Es wird vom Veränderungspotenzial der Klient*innen und deren unmittelbaren Umfeld ausgegangen. Dabei gehe ich nach lösungsorientierten, systemischen und interdisziplinären Ansätzen vor.
Die klassische Beratung ist vorwiegend sprachdominiert. Die Klient*innen sind beim Zuhören und Sprechen permanent gefordert, die vielseitigen anderen Ressourcen sind kaum aktiv. Kreative Beratungsmethoden aktivieren andere Gehirnareale und verwenden auch nichtsprachliche Aspekte der Kommunikation. In der Zusammenarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat sich gezeigt, dass sich durch die nicht rein rationale Herangehensweise neue Möglichkeiten zur Unterstützung von Lösungs- und Entscheidungsprozessen ergeben. Durch das zu Verfügung stellen kreativer Rahmenbedingungen kommen die Klient*innen ins Tun - machen Gedanken, Gefühle, Kompetenzen und Bedürfnisse für sich selber sicht- und greifbar. In der Folge werden auch die daraus abgeleiteten Zielsetzungen, die zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation führen sollen, näher an der unmittelbaren Lebenswelt der Klient*innen entwickelt und umgesetzt. Das Wissen um die eigenen Fähig- und Fertigkeiten stärken das Vertrauen in sich selber und die Gewissheit, auch in der Zukunft schwierige Situationen selbstständig bewältigen zu können.
Wie gestalte ich die Bedarfserfassung im Beratungs- und Begleitungsprozess mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen kreativ-interaktiver?
Unter Jugendcoachings werden, ambulant durchgeführte, zeitlich befristete und strukturierte Einzelberatungen zu den Themen Gewalt, Konflikt- und Krisensituationen zusammengefasst. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die in ihrer Selbstverantwortung und Selbststeuerung unterstützt und begleitet werden sollen. Das Analysieren und Weiterentwickeln von Lösungs- und Handlungsstrategien sollen Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Die Bandbreite der Leistungen umfasst die individuelle Förderung der Klient*innen und die Entwicklung eines konstruktiven Umgangs mit Konflikten und Spannungen im unmittelbaren sozialen Umfeld und der Gesellschaft.
Das Ziel besteht darin, gemeinsam mit den Klient*innen und den zuweisenden Stellen einen situativen Überblick zu schaffen, um davon ausgehend, individuelle Zukunftsperspektiven zu entwickeln, aufzubauen und nachhaltig umzusetzen. Der Einsatz kreativer Methoden, bereits zu Beginn des Beratungs- und Begleitungsprozess zeigt, dass die Zielsetzungen, viel näher an der Lebenswelt und den unmittelbaren Problemstellungen entwickelt und umgesetzt werden können. Die Selbstwirksamkeit der Klient*innen wird dabei von Beginn an aktiviert und während der gesamten Begleitung gefördert und gefestigt.
In der Regel startet ein Jugendcoaching mit einem Erstgespräch. Dabei anwesend sind im besten Falle, die Klient*in mit den erziehungsberechtigten Personen, die zuweisende Fachperson und der*die mandatsführende Jugendcoach. Das Erstgespräch dient der Auftragsklärung, der Formulierung von Zielen und Erwartungen und der Vereinbarung der Zusammenarbeit im Helfersystem. In der Regel begleiten wir Jugendliche und junge Erwachsene, die bereits viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Fachpersonen mitbringen und eher wenig Motivation zeigen sich erneut auf eine Zusammenarbeit einzulassen – eine gewisse Resignation spielt dabei oft eine Rolle. Ein erster gemeinsamer Termin mit dem*der Klient*in wird im Anschluss an das Erstgespräch vereinbart.
Beim Ersttermin mit dem*der Klient*in findet dann die eigentliche Situationsanalyse statt. Hier kommt die Methode «Real Needs Real Goals» zum Einsatz. Durch das Basteln des Booklets und der sehr spielerischen Analyse, Verortung und schriftlichen Festhalten der eigenen Grundbedürfnisse (Wunsch nach Sicherheit / Wunsch nach sozialer Zugehörigkeit / Streben nach Autonomie / Streben nach Anerkennung), entsteht eine Atmosphäre der Leichtigkeit, in der es gut gelingen kann, Vertrauen aufzubauen und auch bereits schwierigere Aspekte zu thematisieren. Auch die daraus gemeinsam abgeleiteten Zielsetzungen und Indikatoren bewegen sich durch den kreativ-kooperativen Prozess sehr nahe an der unmittelbaren Bedürfnislage des*der Klient*in. Im Beratungsprozess kann so die Umsetzung der einzelnen Zielsetzungen gemeinsam umgesetzt, systematisch überprüft und wenn nötig zeitnah angepasst oder bereits weiterentwickelt werden. Das Booklet kann als Manifest der gemeinsamen Zusammenarbeit gesehen werden. Das Booklet als Fundament und die darin definierten Absichten und Ziele als gegenseitige verpflichtende Erklärung «handfest» festgehalten.
Ergebnisse
- Durch den kreativ-kooperativen Ansatz werden die Zielsetzungen näher an der aktuellen Lebens- und Problemlage der Klient*innen entwickelt.
- Durch den kreativ-kooperativen Ansatz werden Leichtigkeit und Humor im Beratungssetting begünstigt.
- Durch die aktive Mitsprache und Mitgestaltung der Klient*innen werden die Ziele effektiver umgesetzt. Die unmittelbare Verbesserung der Lebenssituation der Klient*innen wird so erhöht.
- Durch die Anwendung kreativ-kooperativer Arbeitsmethoden lernen die Klient*innen auch über die Dauer des Beratungs- und Begleitungsprozesses hinaus, selbstwirksam mögliche Problemlösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.
Reflexion
- Regelmässige Standortgespräche helfen Umgesetztes und Erreichtes zu reflektieren. Wenn nötig können so Ziele zeitnah angepasst oder bereits weiterentwickelt werden.
- Förderung und Erweiterung der Fachkompetenz durch den Einsatz von kreativ-kooperativer Arbeitsmethoden
- Kreativ-kooperative Arbeitsmethoden können allenfalls eine Veränderung der gängigen Arbeitspraxis sowohl für Fachpersonen als auch für die Klient*innen bedeuten.