Via Wunschkonzert zu den Bedürfnissen

Eine strukturierte Alltagsdiskussion zeigt die Komplexität eines scheinbar einfachen Problems: Die Couponschlacht. 

Von Kristina Roder (2021)

Angefixt von den bestechenden Resultaten der Bedürfnisanalyse bei bestehenden Produkten (wie, wann und warum wird ein Produkt, ein Service eigentlich genutzt?), war mein Ziel die Weiterentwicklung dieser Bedürfnisanalyse für Projekte, wo noch kein Produkt existiert. 

Aufgrund zwei bereits stattgefunden Workshops wusste ich, dass die Struktur des Workshops entscheidend ist. Diese muss einfach verständlich sein, sodass die Teilnehmenden jederzeit wissen, was zu tun ist. Zudem sollen die Bedürfnisse «durch die Blume» abgefragt werden, da es den meisten Menschen leichter fällt, Wünsche, Beispiele oder erlebte Schwierigkeiten mitzuteilen, als das eigentliche Bedürfnis dahinter. 

Die so entwickelte Methode «WOOP zur Früherkennung von Bedürfnissen» testete ich anschliessend im Freundeskreis mit dem Ziel, weitere Verfeinerungen vorzunehmen, um die Methode zukünftig bei beruflichen Projekten einsetzen zu können. Als Thema wählte ich die Rabatt- und Punktecoupons bekannter Grossverteiler, da zu diesem Thema alle etwas sagen können.

Wie kann die Handhabung der Rabatt- und Punktecoupons bekannter Grossverteiler für die Käufer*innen vereinfacht werden?

Ausgangslage

Fast alle nutzen sie, fast alle finden die Nutzung aber unhandlich: Die zahlreichen Rabatt- und Punktecoupons bekannter Grossverteiler. Wie könnte eine Lösung aussehen, welche den Konsumierenden tatsächlich einen Mehrwert bietet? 

Um erste Antworten und Stossrichtungen auf diese Frage zu finden, wurde eine Analyse zur gewünschten Handhabung mit einer Kleingruppe à 4 Personen geführt, welche der Zielgruppe «gutverdienende Einzelperson» entsprechen.

Vorgehen & Methodenanwendung

Vorgeschichte
Das Thema der Rabattcoupons wurde in diesem Freundeskreis schon öfters diskutiert. «Alles Lockvogelangebote,» meinte die Marketingexpertin dazu. «Mit dem gezielten Nutzen der Rabatte fühle ich mich als Sieger,» so der Teamleiter. Statt die Diskussion weiterhin aus der passiven Warte zu führen, wurde die Chance ergriffen, das Thema strukturiert weiterzubringen. 

«Dream Big» – Vom Wunsch zu konkreten Verbesserungen
In einem ersten Schritt überlegten sie sich, was der Wunsch an das Produkt wäre – «dream big» lautet das Motto: Ressourcen und Machbarkeit spielen keine Rolle. 

Im zweiten Schritt wird der Wunsch konkretisiert: Was würde sich beim Einkaufen für einen konkret ändern, wäre die Wunschlösung Realität? Würde sich das Einkaufen anders anfühlen, wie genau? Was wäre besser als jetzt? Die verschiedene Outcomes wurden anschliessend gruppiert: Wenig erstaunlich haben die Freunde viel Ähnliches aufgeschrieben, liegen deren Lebensrealitäten doch nahe beieinander.

Hindernisse und Lösungen
Mehr als oft ist die Wunschlösung unperfekt und man würde sie doch nicht nutzen. Oder wer will zwar nur noch eine App mit den gesammelten Coupons haben, dafür aber mit noch mehr persönlichen Daten zahlen? Diese und weitere Hindernisse wurden im Stillen eruiert.

Anschliessend wurden in Zweiergruppe mögliche Lösungen für die gesammelten Probleme gesucht. Die daraus resultierenden Diskussionen erheiterte – klar wollte die Anwältin einfach überall juristischen Expertise einsetzen, Arbeitsbeschaffung par excellence. Aber welche Lösung gibt es, wenn der Wunsch eine App ist, während dem Einkaufen aber der Akku leer wird? 

Die Diskussion zu den Lösungen war kreativ und positiv. Trotzdem fanden die Freunde keine finale Lösung für die Couponschlacht. Sie konnten das Thema aber vorerst beruhigt ad acta legen, nahm doch die Erkenntnis überhand, dass das Problem eben doch komplexer war, als zuerst angenommen.

Ergebnisse & Reflexion

Auch wenn sich die Methode als Wunschkonzert präsentiert, sind die von den Teilnehmenden genannten Hindernisse ihr Herzstück. Diese in Kombination mit den konkreten Verbesserungen, die erzielt werden sollen, liefern Anhaltspunkte für weitere Entwicklungsschritte.

Die Diskussion neben den Post-Its ist mindestens so aufschlussreich wie die Post-Its selber – in einem professionellen Kontext empfiehlt es sich, eine Zuhörerin dabei zu haben, die diese Aussagen protokolliert. 

Die Methode mischt Reflexionsmomente mit Diskussion und Kooperation und gibt so auch stilleren Personen Raum. Ideal also für ein Brainstorming in einer Gruppe. 

Besonders spannend wäre der Schritt des Clusterns der konkreten Verbesserungen in einer diverseren Gruppe. Oder man vergleicht die Clusters mit denen einer anderen Zielgruppe.

Stilles reflektieren...
Stilles reflektieren...
...und reges diskutieren wechseln sich ab.
...und reges diskutieren wechseln sich ab.