Walking into the Right Answer

Entwicklung von Problemlösungsansätzen und das Erschliessen neuer Möglichkeiten für Studierende an der PH FHNW.

Die Resolving Space-Methode an der PH FHNW

Studierende der PH FHNW stehen kurz vor ihrem letzten Praktikum und suchen im Reflexionsseminar Antworten auf noch ungelöste Herausforderungen wie Klassenmanagement und den Umgang mit Heterogenität.

Wie können Studierende konstruktiv ihren Herausforderungen begegnen, effektive und individuelle Lösungsansätze entwickeln und die Herausforderungen dadurch auch als Chancen wahrnehmen?

Im Rahmen des Reflexionsseminars setzen sich die Studierenden mit den Herausforderungen auseinander, die vor dem anstehenden Praktikum auf sie warten. Sie formulieren eine Problemstellung, die sie noch beschäftigt, verorten diese im Raum und teilen ihre Gedanken mit den anderen Gruppenmitgliedern, wodurch ein körperlich verankerter Reflexionsprozess eingeleitet wird.

Anschliessend setzen sich die Studierenden in Tandems mit einer fremden Herausforderung auseinander und entwickeln kreative Lösungsansätze für ihre Mitstudierenden. Die Methode betrachtet Herausforderungen nicht nur auf kognitive Weise, sondern integriert auch den Körper und verankert sie im Raum. Die Resolving Space-Methode initiiert somit innovative Reflexionsprozesse und ermöglicht eine praktische Lösungsfindung für spezifische Herausforderungen im Kontext des Bildungsfeldes.

Wie können wir den Studierenden der Pädagogischen Hochschule FHNW im Rahmen des Reflexionsseminars dabei unterstützen, ihre spezifischen Herausforderungen im Lehrberuf – wie Klassenführung und Umgang mit Heterogenität – effektiv zu reflektieren und praktische Lösungsansätze zu entwickeln?

Ausgangslage

Die Studierenden fühlen sich bei Themen wie Klassenführung und Umgang mit Heterogenität teilweise überfordert oder unsicher bezüglich des Umgangs mit diesen Herausforderungen, obwohl sie sich während ihres Studiums intensiv mit diesen Thematiken auseinandergesetzt haben. Oft ist der gewählte Ansatz stark kognitiv geprägt, was dazu führen kann, dass sie sich alleingelassen oder ratlos fühlen. Die Resolving Space-Methode hat das Ziel, die Studierenden in dieser Ungewissheit zu unterstützen und ihnen bei der Lösungsfindung behilflich zu sein. Diese Methode bezieht neben der kognitiven Auseinandersetzung mit der Problemstellung auch den Körper, den Raum und die Unterstützung der Peer-Gruppe mit ein, um sich der Thematik oder Problemstellung zu nähern. Dadurch erhalten die Studierenden eine erprobte Methode, die sie effektiv an alternative Denkweisen über das Problem heranführt und dabei alle verfügbaren Ressourcen nutzt. Zudem verändert sich durch die Verortung im Raum ihre Einstellung zum Problem, da dadurch Aspekte aufgezeigt werden, die durch einen rein kognitiven Ansatz verborgen geblieben wären. Das Feedback der Peers bietet ihnen zusätzlich die Möglichkeit, alternative Perspektiven zu betrachten und die Herausforderung als Chance zu sehen.

Vorgehen & Methodenanwendung

Resolving Space-Methode – Ein ganzheitlicher Ansatz zur Bewältigung von Herausforderungen im Kontext ihres Praktikums.

Im Rahmen des vorangegangenen Reflexionsseminars und des damit verbundenen Leistungsnachweises haben wir uns intensiv mit den Dimensionen der Unterrichtsqualität auseinandergesetzt. Diese umfassen kognitive Aktivierung, Klassenführung und konstruktive Unterstützung. Besonders im Bereich der Klassenführung fiel mir auf, dass viele Studierende noch Unsicherheiten in verschiedenen Aspekten hatten und nicht genau wussten, wie sie diesen Herausforderungen im Praktikum konstruktiv begegnen sollten.

Um diesen Unsicherheiten entgegenzuwirken, entschied ich mich, den Studierenden eine Hilfestellung anzubieten. In diesem Zusammenhang besuchte ich Workshops im Designbereich von Gila Kolb und Christa Herrmann, sowie die Clear Space-Methode von David Grove. Diese drei Methoden beleuchteten eine Herangehensweise an Problemstellungen, die ich auch im Kontext des Reflexionsseminars als gewinnbringend betrachte. Inspiriert von diesen Ansätzen entstand die Resolving Space-Methode – eine ganzheitliche Herangehensweise, die ich mit eigenen Ideen erweiterte.

Die Umsetzung der Methode erfolgte während des Reflexionsseminars vor dem letzten Praktikum. Ich begann mit meinen eigenen Herausforderungen, um den Kontext und den Zweck der Übung zu verdeutlichen und die Studierenden auf das Thema einzustimmen. Anschliessend waren die Studierenden aufgefordert, ihre eigenen Probleme zu formulieren. Dies war einfach, da sie noch viele offene Themen hatten und vor der Herausforderung standen, zahlreiche Unterrichtseinheiten im Praktikum zu übernehmen.

Nachdem sie ihre Probleme formuliert hatten, begaben wir uns nach draussen in den Gang und suchten uns einen grossen Raum. Die Studierenden positionierten sich an dem Ort im Raum, der ihr individuelles Problem symbolisch am besten darstellte. Diese physische Verortung half ihnen, eine tiefgehende Reflexion über das jeweilige Problem zu fördern. Dort präsentierten sie ihr Problem und erklärten, warum die gewählte Positionierung für sie sinnvoll war. Es war erstaunlich, wie intuitiv die Übung für die Studierenden war und wie leicht es ihnen fiel, sich auf die Methode einzulassen.

Anschliessend formten die Studierenden ihre beschriebenen Papiere zu Bällen, warfen sie in die Mitte des Raumes und bildeten Tandems, indem sie jeweils zwei zufällige Papierbälle auswählten. In einem Problemlösungsspaziergang diskutierten sie dann Lösungsansätze für die ausgewählten Probleme. Dieser Schritt ermöglichte es den Studierenden, sich von ihrem eigenen Problem zu distanzieren und sich mit dem eines Mitstudierenden zu beschäftigen.

Nach der Rückkehr in den Raum präsentierte jedes Tandem seine Lösungsvorschläge der gesamten Gruppe. Anhand der gehörten Lösungsvorschläge positionierten sich alle erneut im Raum, um die Relevanz der Lösungsvorschläge für ihr eigenes Problem zu reflektieren. Anschliessend gaben sie Feedback zur Methode und zu den erarbeiteten Lösungsansätzen.

Gestärkt mit neuen Lösungsansätzen fühlten sich die Studierenden besser vorbereitet, den Herausforderungen im Praktikum zu begegnen. Zudem verfügten sie nun über eine Methode, um effizient gemeinsam an Problemstellungen in der Gruppe zu arbeiten.

Ergebnisse & Reflexion

Im Rahmen des Reflexionsseminars konnte ich die Resolving Space-Methode erfolgreich einsetzen, um konstruktiv an den Themen zu arbeiten, die die Studierenden beschäftigten. Trotz ihrer erstmaligen Anwendung zeigten sich die Studierenden intuitiv offen für die Methode. Ihre Vielseitigkeit ermöglicht nicht nur im Bildungsbereich, sondern auch in anderen Berufsfeldern eine erfolgreiche Anwendung.

An der Pädagogischen Hochschule nutzten die Studierenden die Methode, um sich mit ihren spezifischen Herausforderungen während des Praktikums und in ihrer Lebenswelt auseinanderzusetzen. Diese intrinsische Motivation führte dazu, dass sie sich proaktiv mit den Problemen beschäftigten und dabei Selbstwirksamkeitserfahrungen machten. Die Methode ermöglichte eine konstruktive Herangehensweise an individuelle und gemeinsame Herausforderungen, was zu einem gestärkten Gruppengefühl und einem starken Zusammenhalt führte.

Besonders bedeutsam war für mich, dass die Studierenden die Verbindung von kognitiven und physischen Ansätzen erlernten und erfolgreich in ihre Herausforderungen integrierten. Die räumliche Verortung machte die Probleme förmlich sichtbar und eröffnete innovative Zugänge zur Lösungsfindung. Nach dem Reflexionsseminar hatte ich den Eindruck, dass die Resolving Space-Methode die Fähigkeit der Studierenden stärkte, Herausforderungen im Lehrberuf auf kreative und flexible Weise anzugehen.

Bild: José M. Reyes auf Unsplash