Ein Bekannter, nennen wir ihn Max, wollte bereits seit längerem mehr Bewegung im Alltag integrieren. Er tat es aber nur sporadisch, und es kostete ihn jeweils Überwindung, mehr Bewegung einzuplanen. Er stellte sich deshalb die Frage, wie er seinen Wunsch konsequenter umsetzen kann.
Mit mir als Gesprächspartnerin und der Methode Woop ging er diese Fragestellung an*. Zuerst konkretisierte er seinen Wunsch. Es wurde ihm bewusst, dass er die Bewegung bereits morgens auf dem Arbeitsweg in Form von Fahrradfahren wünschte. Als schönstes Ergebnis davon konnte er die Mittagspause mit Arbeitskollegen und einem guten Kaffee geniessen (ohne Bewegung). Die Methode «Ich mach’s» wendete er dann alternativ zu den weiteren zwei Schritten von Woop an. Er erarbeitete einen Umsetzungsplan, welcher mühelos und automatisiert erfolgen kann. Dies bedeutete, die nötigen Fahrrad-Utensilien bereits am Vorabend sichtbar beim Schuhgestell bereitzulegen. So nahm er die Entscheidung «soll ich das Fahrrad nehmen?» bereits vorweg.
Im Alltag stellte er fest, dass sein Plan funktioniert und sich sein Wunsch nach Bewegung leicht umsetzbar anfühlt. Dies spornte ihn an, auch bei anderen Themen vermehrt auf vereinfachende Entscheidungsmechanismen zu achten.
Wie kann ich eine gewünschte Verhaltensweise im Alltag konsequenter umsetzen und leben?
Es geht um Verhaltenspsychologie: Gesund leben, sich genug bewegen, sich Auszeiten gönnen. Viele von uns wollen solche Ziele erreichen und schaffen es trotzdem nicht. Etwas zu wollen reicht oft nicht aus, um es dann auch zu tun. Dieses Verhalten ist menschlich.
Im Alltag müssen viele kleine Entscheidungen getroffen werden, beispielsweise «mache ich jetzt Sport oder den Haushalt?». Sich immer wieder für Etwas entscheiden zu müssen, kann anstrengend sein. Automatisierte Entscheidungen fallen jedoch leichter. Die Herausforderung war herauszufinden, wo Automatismen eingebaut werden können, um das gewünschte Verhalten zu begünstigen.
Vorgeschichte
Max wollte mehr Bewegung im Alltag integrieren. Es fiel ihm schwer. Er hatte bereits ein paar Sachen ausprobiert und nichts hat ihn wirklich überzeugt. Er suchte nach einer einfachen und eleganten Lösung.
Anwendung der Methode Woop
Mit mir als Gesprächspartnerin und der Methode Woop ging er auf die Suche nach der Lösung. Dabei erarbeitete er zuerst seinen Wunsch (Woop-Schritt Wish): Der anfänglich unspezifische Wunsch «Ich möchte mich im Alltag mehr bewegen» konkretisierte sich zu «Ich möchte die Bewegung bereits morgens auf dem Arbeitsweg einbauen und mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren». Dann malte er sich aus, wie er sich fühlt, wenn er seinen Wunsch lebt (Woop-Schritt Outcome): Während und nach dem morgendlichen Fahrradfahren fühlt er sich wach, lebendig und belebt. Danach geniesst er die Mittagspause mit Arbeitskollegen und einem guten Kaffee als Pause ohne Bewegung.
Anwendung der Methode «Ich mach’s»
Anstelle der weiteren Woop-Schritte Obstacle und Plan wandte Max die Methode «Ich mach’s» an. Auch dort befasste er sich damit, was ihn im Alltag bisher hinderte, sich mehr zu bewegen. Das Hindernis von Max: Er war sich jeweils – schlaftrunken – am Morgen nicht bewusst, dass er die Option hat, mit dem Fahrrad zum Bahnhof zu fahren. Das Fahrrad zu nehmen war entgegen seiner Gewohnheit. Max brauchte etwas, was seine Aufmerksamkeit am Morgen auf das Fahrrad lenkte. Da er sich nicht ohne Helm auf sein Fahrrad schwang, war sein Umsetzungsplan deshalb: Helm und weitere Fahrrad-Utensilien bereits am Vorabend unübersehbar beim Schuhgestell bereitzulegen.
Beobachtung im Alltag
Weil der Plan für Max einfach war und sich natürlich anfühlte, löste er einen Motivationsschub aus. Bereits nach kurzer Zeit war für Max spürbar, dass die Vorbereitung der Utensilien am Vorabend half, die Entscheidung «soll ich das Fahrrad nehmen oder nicht?» vorwegzunehmen. Max berichtet regelmässig über seine Umsetzung.
Ergebnisse:
- Die Verhaltensänderung wurde initiiert und findet gemäss Rückmeldung erfolgreich statt.
- Die Leichtigkeit bei der Umsetzung war motivierend.
- Durch die bewusste Vereinfachung der wesentlichen Entscheidung stieg auch die Achtsamkeit in Entscheidungsmomenten, welche automatisch und deshalb ungewollt alternativlos ablaufen.
Reflexion:
- Die Methode Woop ist eine gute Grundlage.
- Der Einbezug von einem*einer Gesprächspartner*in (Gegenüber) stellte sich als Erfolgsfaktor heraus.
- Das eigene Hindernis zu kennen ist ein entscheidender Punkt (siehe http://woopmylife.org). Aus dem Hindernis und der minimalen Tätigkeit für den Wunsch ergeben sich schnell Umsetzungsideen.
—
*Fragen, welche durch die vier Woop-Schritte leiten:
Was ist Ihr Wunsch?
Was ist das schönste Ergebnis?
Was ist Ihr wichtigstes inneres Hindernis?
Machen Sie einen Plan.