Das Interview + ist ein geleitetes Gespräch mit einzelnen Personen zu einem spezifischen Thema. Ein ruhiges Ambiente, ein Tisch und zwei bequeme Stühle in einem nicht-öffentlichen Raum verschaffen die nötige Ruhe und Vertrauen. Durch die direkte und sehr persönliche Kommunikation können komplexe und detaillierte Daten erhoben werden. Die interviewende Person hat die Möglichkeit, Unklarheiten sofort zu thematisieren, was einen Vorteil gegenüber anderen Befragungsarten (zum Beispiel Fragebogen) darstellt. Die mündliche Befragung kann sowohl als eigenständige Methode, wie auch in Kombination mit anderen Methoden, wie zum Beispiel 5 Whys, Graphic Flow Chart und einem Interviewleitfaden durchgeführt werden.
1. Test Interview
Um Sicherheit zu gewinnen, habe ich mit meiner Freundin einen Testlauf des Interviews durchgeführt. Zum Ablauf diente mir ein Interviewleitfaden. Ich habe das Szenario bei mir zu Hause aufgebaut und das Interview durchgeführt. Danach habe ich ein paar Anpassungen am Interviewleitfaden vorgenommen.
2. Interview Anfrage/Einführung zum Thema
In meinem Umfeld habe ich mehrere Interview-Anfragen gestartet. Wichtige Punkte waren:
- eine kurze Einführung in das Thema und zu welchem Zweck das Interview dienen sollte.
- Ort der Durchführung des Interviews (bei mir zu Hause), Zeit (am Abend nach der Arbeit) und
- Dauer: 60-90'
- Die Informationen werden vertraulich behandelt und es werden keine Namen erwähnt. Aufnahmen und Skizzen werden vertraulich behandelt und nach abgeschlossener Projektarbeit vernichtet.
- Zusätzlich wird eine Art Fieberkurve auf einem Graphic Flow Chart ausgefüllt die folgenden Punkte beinhalten: Motivation, Seelischer Zustand und Gesundheit. Damit bekommt das Interview eine visuelle reflexive Phase. Anhand diese Charts lassen sich vielleicht Überschneidungen von anderen Befragten feststellen
- Für das leibliche Wohl wird in Form eines Abendessen gesorgt. Hungrige Menschen nach der Arbeit sind auskunftsfreudiger.
3. Szenario
- Die Sitzordnung ist ein wichtiger Faktor. Die befragte Person sitzt idealerweise an einem Tisch und nicht auf einem Sofa, weil ich nicht konzentriert schreiben und Gesprächsskizzen machen kann in der Haltung. Dies geht einfacher an einem Tisch.
- Das Licht soll nicht grell leuchten im Raum. Es soll entspannt wirken.
- Keine Handys auf dem Tisch.
4. Interview-Agenda gemeinsam besprechen
Nach dem Eintreffen des Interviewenden wird der Ablauf kurz besprochen:
- Essen
- Entspannt plaudern mit fliessenden Übergang zum Interview
- Der Einsatz von Papier und Schreibzeug wird erklärt, damit ich mir wichtige Notizen und Skizzen machen kann
5. Warm-Up Frage (als Überleitung ins Interview)
Eine gute Warm Up Frage ist etwas aus dem täglichen Leben. Wenn mein Gegenüber beispielsweise gerne malt, frage ich mein Gegenüber über deren oder dessen letztes Bild: was die Person gemalt hat, wie sie auf die Idee gekommen ist, wo es entstanden ist, und so weiter. Überleitend baue ich das Interview auf, in Richtung meiner Fragestellung. Dabei bleib ich geduldig bis die spannenden Antworten kommen. Dann heisst es empathisch Gas geben mit den 5 Why’s Fragen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Kernbohrungen. Übertreiben sollte es man aber nicht, und das Gegenüber nicht löchern mit warum, warum, warum. Dies ist gut zu dosieren damit die befragte Person sich sich wohl fühlt und nicht ausgehorcht.
6. Datenauswertung
Mit den Daten, welche aus Notizen, Skizzen, Graphic Flow Chart und Audiodateien gewonnen wurden, findet eine Datenauswertung statt. Die Aussagen der Befragten werden gruppiert und zu Kernaussagen ausgearbeitet. Auf dieser Basis entsteht ein umfassendes Bild der Erfahrungen der Teilnehmenden und Tendenzen und auffällige Aspekte können erkannt werden. Mögliche Lösungsansätze lassen sich zusammenfassen und definieren.
Die fragende Person
ist ein*e verständnisvolle*r Gastgeber*in. Diese Person ist verantwortlich für ein entspannte und wohlwollende Stimmung.
Die befragte Person
ist entweder selbst betroffen oder kennt eine betroffene Person oder ist eine fachkundige Person
- Ruhiger Raum, bequeme Sessel, Tisch
- Aufnahmegerät
- Stoppuhr
- Papier
- Schreibzeug
- Graphic Flow Chart