Das Interview +

Durch das Kreieren einer vertrauensvollen Gesprächsatmosphäre tiefere Einsichten erhalten.

Zeit

60–120 Minuten

Gruppengrösse

2 Personen 

Schwierigkeitsgrad

Methodentypologie

  • Warm up
  • Sammeln
  • Ideen kreieren
  • Visualisieren & Verorten
  • Testen & Evaluieren
Von David Dudler (2018)

Das Interview + ist ein geleitetes Gespräch mit einzelnen Personen zu einem spezifischen Thema. Ein ruhiges Ambiente, ein Tisch und zwei bequeme Stühle in einem nicht-öffentlichen Raum verschaffen die nötige Ruhe und Vertrauen. Durch die direkte und sehr persönliche Kommunikation können komplexe und detaillierte Daten erhoben werden. Die interviewende Person hat die Möglichkeit, Unklarheiten sofort zu thematisieren, was einen Vorteil gegenüber anderen Befragungsarten (zum Beispiel Fragebogen) darstellt. Die mündliche Befragung kann sowohl als eigenständige Methode, wie auch in Kombination mit anderen Methoden, wie zum Beispiel 5 Whys, Graphic Flow Chart und einem Interviewleitfaden durchgeführt werden.

  • 1. Test Interview

    Um Sicherheit zu gewinnen, habe ich mit meiner Freundin einen Testlauf des Interviews durchgeführt. Zum Ablauf diente mir ein Interviewleitfaden. Ich habe das Szenario bei mir zu Hause aufgebaut und das Interview durchgeführt. Danach habe ich ein paar Anpassungen am Interviewleitfaden vorgenommen.

  • 2. Interview Anfrage/Einführung zum Thema

    In meinem Umfeld habe ich mehrere Interview-Anfragen gestartet. Wichtige Punkte waren:

    • eine kurze Einführung in das Thema und zu welchem Zweck das Interview dienen sollte.
    • Ort der Durchführung des Interviews (bei mir zu Hause), Zeit (am Abend nach der Arbeit) und
    • Dauer: 60-90'
    • Die Informationen werden vertraulich behandelt und es werden keine Namen erwähnt. Aufnahmen und Skizzen werden vertraulich behandelt und nach abgeschlossener Projektarbeit vernichtet.
    • Zusätzlich wird eine Art Fieberkurve auf einem Graphic Flow Chart ausgefüllt die folgenden Punkte beinhalten: Motivation, Seelischer Zustand und Gesundheit. Damit bekommt das Interview eine visuelle reflexive Phase. Anhand diese Charts lassen sich vielleicht Überschneidungen von anderen Befragten feststellen
    • Für das leibliche Wohl wird in Form eines Abendessen gesorgt. Hungrige Menschen nach der Arbeit sind auskunftsfreudiger.
  • 3. Szenario

    • Die Sitzordnung ist ein wichtiger Faktor. Die befragte Person sitzt idealerweise an einem Tisch und nicht auf einem Sofa, weil ich nicht konzentriert schreiben und Gesprächsskizzen machen kann in der Haltung. Dies geht einfacher an einem Tisch.
    • Das Licht soll nicht grell leuchten im Raum. Es soll entspannt wirken.
    • Keine Handys auf dem Tisch.
  • 4. Interview-Agenda gemeinsam besprechen

    Nach dem Eintreffen des Interviewenden wird der Ablauf kurz besprochen:

    • Essen
    • Entspannt plaudern mit fliessenden Übergang zum Interview
    • Der Einsatz von Papier und Schreibzeug wird erklärt, damit ich mir wichtige Notizen und Skizzen machen kann
  • 5. Warm-Up Frage (als Überleitung ins Interview)

    Eine gute Warm Up Frage ist etwas aus dem täglichen Leben. Wenn mein Gegenüber beispielsweise gerne malt, frage ich mein Gegenüber über deren oder dessen letztes Bild: was die Person gemalt hat, wie sie auf die Idee gekommen ist, wo es entstanden ist, und so weiter. Überleitend baue ich das Interview auf, in Richtung meiner Fragestellung. Dabei bleib ich geduldig bis die spannenden Antworten kommen. Dann heisst es empathisch Gas geben mit den 5 Why’s Fragen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Kernbohrungen. Übertreiben sollte es man aber nicht, und das Gegenüber nicht löchern mit warum, warum, warum. Dies ist gut zu dosieren damit die befragte Person sich sich wohl fühlt und nicht ausgehorcht.

  • 6. Datenauswertung

    Mit den Daten, welche aus Notizen, Skizzen, Graphic Flow Chart und Audiodateien gewonnen wurden, findet eine Datenauswertung statt. Die Aussagen der Befragten werden gruppiert und zu Kernaussagen ausgearbeitet. Auf dieser Basis entsteht ein umfassendes Bild der Erfahrungen der Teilnehmenden und Tendenzen und auffällige Aspekte können erkannt werden. Mögliche Lösungsansätze lassen sich zusammenfassen und definieren.

Rollen

Die fragende Person
ist ein*e verständnisvolle*r Gastgeber*in. Diese Person ist verantwortlich für ein entspannte und wohlwollende Stimmung.

Die befragte Person
ist entweder selbst betroffen oder kennt eine betroffene Person oder ist eine fachkundige Person

Benötigtes Material
  • Ruhiger Raum, bequeme Sessel, Tisch
  • Aufnahmegerät
  • Stoppuhr
  • Papier
  • Schreibzeug
  • Graphic Flow Chart
Ein ruhiger Raum mit bequemen Sitzmöglichkeiten ist sehr wichtig.
Ein ruhiger Raum mit bequemen Sitzmöglichkeiten ist sehr wichtig.

Tipps

Abhängig von Tageszeit und Vertrautheit mit den interviewten Personen, kann gemeinsames Essen/Kochen eine gutes Warm-up darstellen. 

Interviews verwandeln sich je nach Verlauf zu einem Brainstorming von möglichen Lösungsansätzen. 

Nie die befragte Person, die sich mit seiner Offenheit über deren Probleme angreifbar macht, belächeln oder sich als Ratgeber aufspielen.

Rolle der interviewenden Person:

  • Die Lebenswelten der befragten Person zu verstehen ist deshalb sehr schwierig, weil der interviewenden Person diese Lebenswelt davor nicht bekannt ist und fordert viel Geschick beim Interview seitens der interviewenden Person.

  • Die aktiv zuhörende Person: Hört konzentriert und fokussiert zu, ist neugierig und stellt offene Fragen

  • Die illustrierende Person visualisiert Kernaussagen und Hinweise auf Schlüsselstellen während der Befragung

  • Bei der Datenanalyse werden verbale Daten, aber auch Beobachtungsnotizen, Skizzen und Tonaufnahmen verarbeitet.