Metaphorix – die Mentale Brücke

Eine Metapher um das Gespräch über komplexe interpersonelle Dynamiken anzustossen.

Zeit

120 Minuten

Gruppengrösse

2–15 Personen 

Schwierigkeitsgrad

Methodentypologie

  • Visualisieren & Verorten
  • Projekt Setup
  • Warm up
Von Elisabeth Marini (2018)

Die Methode «Mentale Brücke» ermöglicht es auf Basis einer Analogie aus dem Sport über Herausforderungen und Probleme bei der Interaktion von Menschen zu sprechen. Der Diskurs kann so in einem positiv besetzen Rahmen stattfinden.

Durch die Wahl einer Sportart als Ausgangspunkt steht den Beteiligten ein eigenes Ökosystem mit fest geprägten Begriffen für genau diese zwischenmenschlichen Beziehungen zur Kommunikation zur Verfügung. Über diese Bezeichnungen herrscht Konsens, da sie durch die Regeln der Sportart klar definiert sind. Komplexe Problemsituationen können so visualisiert und benannt werden. Zusätzlich ergibt sich die Möglichkeit, mit Hilfe von etablierten Spielzügen, Lösungen für Probleme zu finden.

  • Vorbereitung

  • 1. Zielsetzung (20')

    Als erstes muss klar sein welches Ziel mit der Analogie geklärt werden soll, beziehungsweise welche Herausforderungen angegangen werden sollen.

  • 2. Wahl des Settings (20')

    Der*die Facilitator*in wählt unter Berücksichtigung der Zielsetzung die Sportart, die als Analogie dienen soll. Weiter wählt er*sie ein passendes Setting aus dem Bereich der gewählten Sportart aus, welches eine möglichst gute Ausgangsbasis für Assoziationen bietet (zum Beispiel Trainingslager, Freundschaftsspiel, Weltmeisterschaft).

  • 3. Vorbereitung der Materialien (20')

    Wenn die gewählte Disziplin über ein Spielfeld verfügt wird dieses schematisch aufgezeichnet oder ausgedruckt. Für die unterschiedlichen Spieler*innen-Rollen der Sportart werden entsprechend der Anzahl Teammitglieder Avatare in verschiedenen Farben vorbereitet.

  • Workshop

  • 4. Einführung (10')

    Im Rahmen eines Meetings kommen alle beteiligten Personen und Teammitglieder zusammen um auf Basis des vom*von der Facilitator*in gewählten Settings das Problem zu diskutieren. Zu Beginn des Meetings kommuniziert der*die Facilitator*in das Ziel des Meetings und erklärt die zum Einsatz kommende Sport Analogie.

  • 5. Avatare wählen und positionieren (20')

    Jedes Teammitglied wählt aus den bereitgestellten Avataren einen aus, der zu ihr oder ihm und seiner oder ihrer jeweiligen Rolle passt. Entsprechend dem Szenario beschreibt jede teilnehmende Person, warum sie sich in der jeweiligen Rolle sieht, platziert den Avatar auf dem Spielfeld und erklärt, warum sie ihren Avatar so positioniert hat. Anschliessend ist die nächste Person an der Reihe so lange bis alle einmal dran waren.

  • 6. Diskurs im Team (20')

    Nun geht es darum, sich auszutauschen und die entstehende Teamdynamik zu nutzen. Ziel ist es ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln über die Wahl der Rollen und die Positionierung der einzelnen spielenden Personen. Der*die Facilitator*in protokolliert an einem für alle sichtbaren Ort (zum Beispiel einem Flipchart) wichtige Erkenntnisse, die im Laufe der Unterhaltung auftauchen.

  • 7. Wrap-up (10')

    Am Ende des Meetings fasst der*die Facilitator*in anhand des Flipchart Protokolls zusammen, welches die zentralen Erkenntnisse waren. Ergänzungen und Korrekturen der Teammitglieder werden aufgenommen.

  • Nachbereitung

  • 8. Nachbereitung

    Die Methode der Mentalen Brücke kann in regelmässigen Zeitabständen für die Reflexion der Situation im Team wiederholt werden. Als Vorbereitungsaufgabe macht es Sinn, wenn entweder das Team oder ein Teammitglied sich überlegt, welches der nächste «Spielzug» sein soll.

Rollen
  • Facilitator*in
  • Teammitglieder
Benötigtes Material
  • Zeichenunterlage (Whiteboard, Magnettafel, Flipchart oder Zeichenpapier)
  • Papier in unterschiedlichen Farben
  • Magnete oder Klebestreifen
  • Avatare für die Teammitglieder (Fotos, Plastilin, Legofiguren, etc.)
Für die unterschiedlichen Spieler*innen-Rollen der Sportart werden entsprechend der Anzahl Teammitglieder Avatare in verschiedenen Farben vorbereitet.
Für die unterschiedlichen Spieler*innen-Rollen der Sportart werden entsprechend der Anzahl Teammitglieder Avatare in verschiedenen Farben vorbereitet.

Tipps

Bei der Wahl der Sportart ist es wichtig, dass alle beteiligten Personen diese Sportart und ihre Regeln kennen. Besonders ideal ist es natürlich, wenn sie auch Fans dieser Sportart sind, oder ihr gegenüber zumindest positiv eingestellt sind, weil dann die Assoziation positive Emotionen auslösen wird.

Lässt sich keine favorisierte Sportart finden kann man auf andere Erlebnis-Metaphern ausweichen, zum Beispiel:

Besuch im Nespresso Shop, Einkauf bei IKEA, Kinobesuch, etc.
Eine andere Alternative ist eine gemeinsame Basis durch «Erleben» zu schaffen, indem alle beteiligen Personen einen Klettergarten besuchen, ein Kampfsport Training absolvieren oder an einem Gerümpelturnier teilnehmen.

Vorsicht Stolperstein! Es ist relevant dass die Teammitglieder in der Lage sind die Transferleistung von ihrem Berufsalltag, beziehungsweise der gewählten Situation in den Kontext des Spiels zu vollbringen. In meiner Erfahrung ist das bei Personen des C-levels und Line-2 Managements kein Problem.

Die Farben für die Avatare können pro Spieler*in, pro Rolle oder pro Team unterschiedlich gewählt werden. Weiter besteht die Möglichkeit die Avatare zu personalisieren durch Muster, Trikotnummern oder Glitzerkleber.

Diese kreative Pause dient dazu, dass das Team vom abstrakten Denken wegkommt und anfängt mit ihren Händen etwas Greifbares entstehen zu lassen. Zudem schafft es Zeit zum Nachdenken und die Erklärungen vom Beginn der Methode können sich setzen. 

Bei wiederkehrenden Meetings mit dem Fokus auf die Reflexion empfiehlt sich eine Timebox von 15 bis 30 Minuten für die Methode. Bei der Analyse von komplexen Situationen kann ein längerer Workshop von 60 bis 90 Minuten Sinn machen. 

Mögliche Fragestellungen die mit Hilfe der Mentalen Brücke bearbeitet werden können sind:

Wer nimmt welche Aufgaben im Team wahr?
Mit welchen verschiedene Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen müssen wir umgehen?
Warum gehen immer wieder Projekte schief?
Sind wir effektiv bei der Bewältigung von unseren Aufgaben?
Gibt es eine Schattenorganisation im Unternehmen?

Die folgenden Fragen können im Workshop helfen die offene Diskussion anzustossen:

Wie ist die Aufstellung im Team und wie sollte sie sein?
Herrscht Konsens über die Rollen (Schiedsrichter*in, Trainer*in, etc.)?
Was macht die gegnerische Partei?
Funktionieren die Spielzüge?
Können wir jemanden «freispielen»?
Welches ist der nächste Spielzug?

Die Mentale Brücke kreiert ein eigenes Ökosystem, auf dessen Basis kommuniziert werden kann. Dieses Ökosystem kann beliebig erweitert und ergänzt werden, um nicht nur die Interaktionen eines Teams sondern weitere Schnittstellen und Kollaborationspartner (menschliche wie maschinelle) zu umfassen.