Micro MOVEs

Eigene Annahmen erkennen, Blockaden lösen, Ideen von Nutzungsgruppen einbeziehen.

Zeit

4–8 Stunden

Gruppengrösse

4–8 Personen

Schwierigkeitsgrad

Methodentypologie

  • Sammeln
  • Projekt Setup
  • Testen & Evaluieren
Von Elke Faundez (2021)

Die Methode «Micro MOVEs» macht eigene Annahmen bewusst und ermöglicht die Berücksichtigung von Nutzendeninteressen.
Mit dem Template MOVE Canvas werden Informationen vor und nach Nutzendenkontakt separat erfasst. Die Ergebnisse aus dem Vergleich führen zu einem Perspektivenwechsel und besserer Nutzendenorientierung.
Das Alleinstellungsmerkmal dieser Methode ist, dass sie im Unternehmenskontext einer klassisch geführten Projektwelt mit pragmatischen Mitteln rasch ein erstes Bewusstsein für die Bedeutung der Orientierung nach Nutzungsgruppen schafft und sofort den Einbezug Ideen von Nutzenden ermöglicht.

  • 1. Vorbereitung: Material bereitstellen

    • MOVE Canvas-Templates: doppelte Anzahl wie Teilnehmende, plus zwei (für je konsolidierte Fassung von Steckbrief & Schatztruhe)
    • Ausformulierten Use Case & vorhandene Stakeholder-Map
    • Sharpies, 1-2 Post-it-Blöcke 127x76 mm pro Teilnehmende oder Miro-Board
  • 2. Einstimmen

    • Begrüssung & Check-in oder Warm-up
    • Stakeholder-Map & Use Case zum Einstimmen im Team reflektieren (zum Beispiel mit Fragen wie: Was war aus eurer Sicht noch wichtig oder interessant? Was möchtet ihr noch ergänzen?)
    • MOVE Canvas vorstellen, Kategorien reflektieren lassen (zum Beispiel mit Fragen wie: Was meint ihr würde die Nutzungsgruppe zu dieser Kategorie sagen?), Verständnisfragen klären.
  • 3. Steckbrief erstellen: Eigene Annahmen erfassen

    1. Gib der Gruppe 15 Minuten für ein stilles individuelles Downloading.
    2. Fülle im Plenum den MOVE Canvas aus:
    • Beschreibe den Use Case in einem Satz.
    • Konsolidiere die Annahmen im Team als Steckbrief auf einem MOVE Canvas.

    Die Fragen in jeder Kategorie des MOVE Canvas dienen als Inspiration:

    • STAKEHOLDER: Welche Aufgaben hat die Nutzungsgruppe? Welche Aspirationen (Karriere, Sozialgefüge) hat sie? Mit welchen anderen Stakeholdern steht sie in Kontakt (Kollaboration, Abhängigkeit, Verpflichtung, Allianz)? Welches Interesse hat sie am Projekt/der Veränderungsmassnahme (Kennen, Ausführen, Befähigung für eigene Kerntätigkeit)?
    • VERÄNDERUNG: Welche funktionalen (prozessual/fachlich) und emotionalen (persönlich, sozial) Veränderungen erlebt die Nutzungsgruppe? Was verändert sich für die Nutzungsgruppe im Arbeitsalltag? Was macht sie heute - was nach der Einführung? Was passiert vor dem neuen Arbeitsschritt, was danach? Wo verändert sich etwas?
    • ZEITLICHE ASPEKTE: Wann verändert sich etwas? Wie oft? Wie lange? Welche saisonalen Aspekte treffen zu? Wann ist Start/Ende eines neuen Arbeitsschrittes?
    • PROBLEME/WIDERSTÄNDE: Wo/worin besteht für die Nutzungsgruppe ein Problem bei der Anwendung? Welche neuen Probleme können durch die Änderung entstehen? Warum könnte die Nutzungsgruppe etwas dagegen haben? Welches Interesse könnte die Nutzungsgruppe am Misserfolg der Veränderung haben?
    • CHANCE/GEWINN: Wobei könnte die Veränderung der Nutzungsgruppe behilflich sein? Welches Interesse könnte die Nutzungsgruppe am Gelingen der Veränderung haben? Was könnte die Nutzungsgruppe durch die Veränderung gewinnen?
  • 4. Nutzendenbefragung

    • Erstelle einen Fragebogen für Interviews (Fragen des MOVE Canvas auf den konkreten Use Case anpassen, ergänzen, reduzieren).
    • Führe Interviews von 30 - 60 Minuten mit mindestens 4 Stakeholdern (siehe «Interview-Leitfaden»).
    • Transkribiere / Dokumentiere die Aussagen der Stakeholder mittels Post-it (physisch oder Miro).
  • 5. Schatztruhe erstellen: Interview-Ergebnisse dokumentieren

    • Teile die Interview-Ergebnisse im Storytelling.
    • Clustere die Aussagen aus Interviews in einem ersten Schritt nach den Kategorien des MOVE Canvas.
    • Erfasse die relevanten Aussagen aus den Interviews als Schatztruhe in einem weiteren MOVE Canvas.
    • Vergleiche Steckbrief und Schatztruhe. Reflektiere und dokumentiere Take-aways, Learnings, Erkenntnisse. Fragen zur Reflektion könnten sein: Was ist dir besonders aufgefallen? Wo liegen Unterschiede zwischen Steckbrief und Schatztruhe -  wo Gemeinsamkeiten?
    • Clustere die Erkenntnisse und Informationen nach: Probleme der Nutzenden, Bedürfnisse der Nutzenden, Ideen für eine Involvierung
  • 6. Verknüpfung mit Workshop zur Nutzenden-Involvierung

    Das dank Micro MOVEs nun angereicherte Wissen über die Nutzungsgruppe kann danach die Ausgangslage für eine gute HMW-Frage und einen Folge-Workshop zur umfassenden Erarbeitung nutzerorientierter Involvierung bilden.

Rollen

 

Facilitator*in/Moderator*in
Für Workshop-Durchführung:

Gesprächsführende Person, Notizen-Nehmer*in/Transkribierer*in
Für Interviews

Interview-Kandidaten und Interview Kandidatinnen: Nutzende, die befragt werden
Für Interviews

 

Benötigtes Material
In drei Schritten zur Nutzerorientierung
In drei Schritten zur Nutzerorientierung
Probleme & Widerstände
Probleme & Widerstände

Tipps

Beachte: Würdige den Moment des Bewusstwerdens, dass eigene Annahmen und Aussagen der Nutzungsgruppe nicht deckungsgleich sind als wichtige Erkenntnis und Erfolg, um Micro MOVEs als Ausgangspunkt von Ideen für Nutzenden-Involvierung zu nutzen.

Bei Gruppen, welche ungeübt im Interviewen sind, noch einen Probelauf unter den Wrokshop-Teilnehmenden von 10 Minuten einbauen. Dadurch gewinnen die Interviewenden an Sicherheit und infolge das Interview an Qualität.